lustige Fassade

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stefanb Avatar

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„Auf einer Skala von Trump bis Einstein könnte man diese Idee noch nicht mal verzeichnen.“ [270]

Ready to read on a smarter planet? Es geht weiter. „QualityLand 2.0“ von Marc-Uwe Kling macht genau da weiter wo der Vorgänger QualityLand aufgehört hat. Man bekommt zwar eine Einführung, Informationen zu den Charakteren, zu dem Geschehen, so dass man diesen Roman als eigenständiges Werk lesen kann. Jedoch finde ich, dass der erste Teil sehr gut geschrieben war und dementsprechend nicht nur Spaß macht, sondern auch den Einstieg erleichtert und zum Verständnis beiträgt.
Wie ich bereits zum Vorgänger geschrieben hatte - Hinter der ganzen "lustigen" Unterhaltung steckt viel mehr – so ist das auch in diesem Teil. Es sind die Themen unserer Zeit: Klimawandel, eine smarte Welt und die Folgen, die sich daraus ergeben. Dazu kommt noch die Datensammlungswut. Dies beschreibt Kling sehr treffend: „Wir haben das Wissen. Es ist nur noch nicht aufbereitet.“ [127] Er geht aber auch auf die soziale Gerechtigkeit ein. „Die Ungleichheit in unserem Land ist so groß geworden, dass sich die Reichen selber einsperren.“ [164] Und natürlich wird es auch politisch. Dies verdeutlicht bereits das eingangs erwähnte Zitat.
„Wir müssen Menschen vom ökonomischen Druck befreien, der sie zwingt, sinnlose Jobs auszuüben.“ [89 f.]
Hinter all der lustigen Fassade steckt viel Wahrheit, Gedanken, mit denen sich die Charaktere auf eine wunderbare Art und Weise konfrontiert sehen und darüber vortrefflich diskutieren und philosophieren. Beispielhaft kann hier das Thema Vergessen genannt werden. Also, dass das Netz nie etwas vergisst. Er greift das Thema "Recht auf Vergessenwerden" auf, mit dem sich auch schon die Gerichte beschäftigt haben. Als Beispiel wäre das BGH zu nennen, welches über Klagen gegen Google diesbezüglich entscheidet.
„Und folglich gibt es irgendwo Server des Vergessenen. … So etwas wie das kollektive Unbewusste …. Das würde Freud gefallen.“ [139]
Und das tolle bei diesem Werk, obgleich manche Themen einem eher Angst machen sollten, ist, dass man doch viel lachen kann. Dies wird bei dem Lied „What if God was John of Us?“ deutlich. Prima, dass da Joan Osborne in den Neunzigern schon daran gedacht hat.
„Etwas einfach gleich zu sagen, führt selten zu Erkenntnisgewinn beim Gegenüber.“ [352] Genauso verhält es sich auch mit diesem Werk. Da hilft nur lesen.