Mehr als gelungene Fortsetzung.

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mademoiselle_leni Avatar

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Um was geht's?
Schwer was los in QualityLand, dem besten aller möglichen Länder!
Jeder Monat ist der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnung, ein Billionär möchte Präsident werden, und dann ist da noch die Sache mit dem dritten Weltkrieg. Peter Arbeitsloser darf derweil endlich als Maschinentherapeut arbeiten und versucht, die Beziehungsprobleme von Haushaltsgeräten zu lösen. Kiki Unbekannt schnüffelt in ihrer eigenen Vergangenheit herum und bekommt Stress mit einem ferngesteuerten Killer. Außerdem benehmen sich alle Drohnen in letzter Zeit ziemlich sonderbar...

Wer ist der Autor?
Marc-Uwe Kling ist der Autor der millionenfach gelesenen und gehörten Känguru-Tetralogie. Sein Roman QualityLand war monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Alles Lügen! In Wahrheit ist Marc-Uwe Kling der Codename für eine von den Amerikanern erschaffene künstliche Intelligenz! Man muss doch nur mal die Buchstaben seines wenig glaubwürdigen Namens neu anordnen! Was kommt dann heraus? Ganz genau: CIA GEN RUM LKW! Das beweist ja wohl eindeutig, dass Lastwagenladungen voll genveränderndem Alkohol, der uns alle unfruchtbar machen soll, vom amerikanischen Geheimdienst nach Europa geschleust werden. Dieses Buch soll euch nur davon ablenken.

Mein Eindruck
Ich hatte mir irgendwann mal vorgenommen, aus jedem Buch, das ich lese, genau ein Zitat, DAS Zitat, die Essenz des Buchs, rauszuschreiben. Das ist hier fast unmöglich. Es gibt einfach so viele gute, bissige, pointierte Stellen, dass ich schon den gesamten Roman abtippen müsste, um daraus das perfekte Zitat zu machen. Folgende Stelle fasst es aber annähernd auf den Punkt zusammen:
„'Der Mann zwei Pandas plitsch platsch dreizehn Sand Augen zu bumm', sagt der Alte. Peter blinzelt ihn leer an.
'Das ist nicht witzig', sagt er schließlich.
'Ist es das wirklich nicht? Oder sind wir nur zu doof es zu verstehen?'“ (S. 56).

Zum Buch.
Kling schreibt aus Sicht der E-Poetin Kalliope 7.3, die endlich ihre Schreibblockade überwunden hat, und uns nicht nur mit einer wunderbaren Thrillerromanzesciencefiction- familiendramafantasysachbuchhorrortagebuchtruecrimekinderbuchchicklitratgeberheilige- schriftpornogroschenromanhefttextinterpretationskomödie segnet, sondern auch noch mit ellenlangen, mehr oder weniger nützlichen Fußnoten glänzt.
Genauso wie schon bei QualityLand, schafft es Kling auch im zweiten Teil mit seinem humoristischen Talent und dem grandiosen Schreibstil mich an das Buch zu fesseln; die Seiten sind unglaublich schnell vorbeigerauscht und schwups war ich schon durch.
Auch in diesem Teil gibt es wieder die allseits beliebten Werbetexte, Produktbewertungen und Nachrichten. Nach wie vor finde ich diese Einschübe genial. Nicht nur, dass sie den Textfluss auflockern, sondern gerade hier kommt die satirische Seite am besten hervor, wie ich finde.
Obwohl ökonomische Gesichtspunkte immer noch eine Rolle spielen, liegt das Augenmerk in diesem Teil doch zunehmend auf Klima-/Umweltschutz (der von der Menschheit immer noch weitgehend ignoriert wird) und Krieg ohne Menschen, dafür mit Künstlicher Intelligenz. Und bei alledem darf natürlich der Optimierungswahnsinn nicht fehlen; diesmal wird vor allem sehr deutlich, wie schnell ein Levelabstieg vonstatten gehen kann – ist der Stein einmal ins rollen geraten, wird es schwer ihn aufzuhalten.
Wie ich auch schon in anderen Rezensionen gelesen habe, muss ich zugeben, dass die Handlung teilweise wirklich auf Kosten von Satire und Witz auf der Strecke bleibt. Aber finde ich persönlich gar nicht schlimm. Dass ich mich erst nach der Hälfte des Buchs gefragt habe, um was es überhaupt geht? Macht nix, wurde bis dahin – und darüber hinaus – trotzdem sehr gut unterhalten. Wobei ich schon erwähnen muss, dass „Kikis Geheimnis“ beim besten Willen nur als Nebenstory gelten kann; und es nur an mangelnder Handlung liegen kann, dass es ein Nebenschauplatz bis zum Untertitel geschafft hat.

Empfehlung.
Um QualityLand 2.0 zu lesen, empfehle ich, den ersten Teil bereits gelesen zu haben. Ansonsten könnte es unter Umständen doch teilweise recht verwirrend sein. Zwar finden wir zu Beginn eine Übersicht von Personen und Maschinen, ich hatte trotzdem an manchen

Stellen Probleme, mich zu erinnern, was im vorherigen Band passiert ist.

Meine Bewertung.
Für derart gelungene Gesellschaftssatire, dass ich darüber glatt die wenig existente Handlung vergesse, gibt es von mir 4,5 von 5 Sternen.