Viel Schönes dabei!

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letterrausch Avatar

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Das ist er also endlich! Der zweite Teil von @marcuwekling “QualityLand”. Der Untertitel “Kikis Geheimnis” klingt, das gibt er selbst zu, wie eine Unterwäschelinie. Trotzdem ist das Buch gut. Oder vielleicht auch deshalb.
Die Welt von QualityLand ist deshalb so überzeugend, weil es unsere Welt ist. Was er da beschreibt, existiert teilweise schon, ist nur noch fünf Minuten von der Erfindung entfernt oder aber klingt so plausibel, dass man sich wundert, warum es das nicht längst gibt. Kurzum: QualityLand ist unser Land ganz konsequent weitergedacht. Und das ist auf den ersten Blick schreiend komisch, aber das Lachen bleibt einem ziemlich bald im Halse stecken. Als Mensch ist man schließlich nur noch ein kleines Licht, jegliche Arbeit wird von Computern und Robotern erledigt. Die Kinder werden von der Roboternanny erzogen und der süße Wauwau ist ein Androide, den man bei nicht mehr gefallen per Knopfdruck “einschläfern” kann. Für Menschen bleiben nur blödsinnige Jobs wie Wasserglasbringer oder Scherge. Schergen gibt es ziemlich viele (meistens heißen sie Tom und Jerry oder Ernie und Bert) und alle haben es auf unseren Protagonisten (Held wäre etwas hoch gegriffen) Peter und seine Flamme Kiki abgesehen. Meistens wollen sie ihn entführen und tun das auch andauernd.
Ach so, der Plot: Henryk, der Chef von TheShop, möchte sich mit Peter anfreunden und für das Präsidentenamt kandidieren. Martyn verliert ein Level nach dem anderen und vermutet, dass John of Us ihn aus dem Netz heraus mobbt. Und Kiki versucht, ihre Familie zu finden. Währenddessen muss Peter Maschinen nicht mehr verschrotten, sondern darf sie therapieren.
Der Satz, der mir am meisten zu denken gegeben hat, stammt von Martyn. Als er gesellschaftlich ganz unten angekommen ist, kein Haus, kein Geld und keine Freunde mehr hat, “ergibt” er sich John und betet eine Art Vater Unser. Da sagt er: “Erlöse mich von der Freiheit, schlechte Entscheidungen treffen zu können.” Wow, was für eine Aussage! Aber ja, das ist QualityLand auf einen Slogan heruntergebrochen: Maschinen, die Menschen jegliche Entscheidung abnehmen, woraufhin Entscheidungen immer optimal und die Menschen immer optimiert sind. Beängstigend.