Kompakter Historienschinken

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nicky_g Avatar

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Italien zu Beginn des 16. Jahrhunderts: Raffael ist der aufstrebende Stern am Kunsthimmel. Schon in sehr jungen Jahren wird sein Talent erkannt, das ihn zu einem der jüngsten Meister seiner Zeit macht. Aber solch ein Erfolg erzeugt nicht nur Ruhm und Anerkennung, sondern auch Neid und Missgunst. Doch dank seines offenen und zuweilen naiven Wesens zählt er nicht nur mächtige Menschen zu seinem Freundeskreis, sondern auch langjährige Wegbegleiter wie den jungen Geistlichen Daniele oder die Bäckerin Margherita, in die er sich hoffnungslos verliebt. Als sie einen anderen heiratet, geht er in seiner Verzweiflung nach Rom, um dort Kunstwunder zu schaffen.

Zu Beginn erwartet den Leser eine Aufstellung der handelnden Personen. Schon daran kann man eine große Komplexität erkennen, denn nicht nur die Personen sind zahlreich, sondern auch die Handlungsorte. Dazu gibt es eine Vielzahl historisch verbürgter Figuren wie Raffael selbst oder auch Cesare Borgia. Das weckt hohe Erwartungen an den Roman an sich, die auch größtenteils eingehalten werden. Bedauerlich ist einzig, dass Raffael zu wenig Raum gegeben wird, da sich die Handlung zuweilen in vielen anderen Strängen verliert. Dadurch ergibt sich allerdings auch ein umfassendes Bild der damaligen Zeit und eine vielschichtige Geschichte.

Die Sprache ist leichthändig, aber keineswegs banal. Die Atmosphäre wird anschaulich übermittelt und erzeugt eine direkte Verbindung zwischen Leser und Protagonisten. Allein die Tragik, die der Tod des Vaters für den jungen Raffael bedeutet, ist mitreißend erzählt, ohne dass es großer Worte bedarf. Fast schon familiär erscheinen die Szenen. Die detailreichen Darstellungen der verwendeten Farbtechniken hätten gerne noch ausführlicher sein können, besonders wenn der Anspruch eines biographischen Romans gegeben ist.

Die Umschlaggestaltung ist sehr schön mit der goldenen Schrift und dem Bildausschnitt von Madonna im Grünen. Die Karte im Einband mit Italien um 1500 ist ebenso hilfreich die die Auflistung der Personen, von denen auch die historisch verbürgten gekennzeichnet sind. Durch dieses große Figurenensemble, das auch viele noch heute bekannte Persönlichkeiten beinhaltet, geht Raffael als Hauptperson ein wenig unter, was schade ist.

Dennoch ist dieser historische Roman ein regelrechter Schmöker, der sich flüssig lesen lässt und die dichte Atmosphäre der damaligen Zeit aufleben lässt.