Zu Raffaels 500. Todestag hat Noah Martin einen historischen Roman der Extraklasse geschaffen.

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Raffael: Genie, Getriebener, Liebender



Raffael Sanzio gilt schon mit zwanzig Jahren als neuer Stern am Himmel der Renaissance. Doch es sind unruhige Zeiten in den italienischen Stadtstaaten. Der Maler führt ein rastloses Leben, lernt Michelangelo Buonarroti und Leonardo Da Vinci kennen, verliebt sich in die junge Bäckerin Margherita Luti und ist doch ständig auf der Flucht vor den Mächtigen. Als Papst Julius II. ihn nach Rom ruft, um seine Gemächer neu zu gestalten, verstrickt Raffael sich immer tiefer in die Machtkämpfe einer der blutigsten, spannendsten und faszinierendsten Epochen der europäischen Geschichte.



Der Roman setzt ein, als Raffael ein junger Maler in seiner Heimatstadt Urbino ist. Bald schon bekommt er den Titel "Maestro" verliehen und wird in seinem Umkreis bekannter. Als er durch politische Wirrungen aus Urbino fliehen muss, lernt er die großen Meister kennen und besucht die künstlerisch wichtigen Stätten seiner Zeit. Perugia und Siena sind die ersten Stationen auf seiner Reise. In Siena verliebt er sich in Margherita Luti, eine Bäckerin. Diese wird ihm jedoch kurz darauf vom Herrscher der Stadt entrissen, der sie für sich selbst haben möchte. Raffaels Weg führt ihn weiter über Florenz, wo er Leonardo und Michelangelo kennenlernt, schließlich weiter nach Rom, ins Zentrum der Macht. Er wird der Maler des Papstes und erschafft seine größten Meisterwerke, immer in direkter Konkurrenz zu Michelangelo. Seine große Liebe kann er jedoch nicht vergessen und gibt die Hoffnung nicht auf, sie irgendwann wieder in die Arme schließen zu können...


An Noah Martins Debütroman hat mir eigentlich alles gefallen. Der Kapitelaufbau ist relativ kurz und übersichtlich und umspannt Raffaels ganzes Leben, von der Kindheit bis zu seinem Tod 1520. Der Maler wird menschlich und liebenswert beschrieben, aber immer mit einem natürlichen Hintergrund. Er wird weder beschönigt noch romantisiert, was Raffael zu einem symphatischen Protagonisten macht. Man kann seinen Kampf gegen die politischen Wirrungen und Stolpersteine sehr gut nachvollziehen und der Lesefluss ist dauerhaft erhalten.


Die Geschichte wird nicht nur aus Raffaels Sicht beleuchtet, zwischendurch kommen immer mal die anderen Hauptfiguren zu Wort. Da werden ihre Hinter- und Beweggründe erzählt und somit werden auch sie zu plastischen Figuren.


Mir gefällt es besonders, wie der Autor mit der historischen Geschichte spielt. Er verknüpft wissenschaftliche Fakten mit einer Prise Fiktion und erschafft somit ein rundes, wirklichkeitsnahes Gesamtbild. Dabei wird die Herkunft einzelner Charaktere erklärt, sodass auch Leser, die sich mit der Geschichte nicht so gut auskennen, immer wissen, wen sie gerade vor sich haben.


Ich kenne mich mit der italienischen Renaissance ziemlich gut aus, da ich neben Romanen auch viele Sachbücher und wissenschaftliche Werke zu der Zeit lese. Mir sind keine groben Fehler oder Unstimmigkeiten in der Handlung aufgefallen und Noah Martin schreibt in seinem Nachwort, was er aus welchen Gründen verändert hat.


Es war sehr schön, dass nicht nur Raffael vorkam, sondern seine Geschichte mit der vieler anderer bekannter historischer Persönlichkeiten in einen zeitlichen Kontext gebracht wurde. Da treffen wir nicht nur auf Leonardo Da Vinci und Michelangelo, sondern auch auf die Borgia, die Medici-Familie und diverse Könige und Herrscher. Die werden ja oft in historischen Romanen eher isoliert behandelt, es geht entweder um den Einen oder um den Anderen. Hier treffen sie alle aufeinander. Dadurch wirkt der Roman unglaublich lebensecht und interessant zu lesen.


Ich kann für Raffael - Das Lächeln der Madonna nur die volle Punktzahl geben und hoffe, von Noah Martin noch das eine oder andere folgende Werk lesen zu können! Der Roman ist eine absolute Leseempfehlung für jeden Geschichtsfan, den man aber auch ohne jegliche Vorkenntnisse problemlos lesen kann!


Vielen Dank dafür!


Frohes Lesen! 🦒