Unglaublich bewegend und mitfühlend

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merlin78 Avatar

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Für Jack ist Raum die ganze Welt. Dort essen, spielen und schlafen er und seine Ma. Und dort versteckt sie ihn im Schrank, wenn Old Nick kommt.

Das Buch beginnt mit der Erzählung des kleinen Jack, der gerade seinen fünften Geburtstag feiert. Mit kindlichen Worten wird die Situation, in der er und seine Mutter leben, sehr bildlich erzählt. Mit keinem Wort wird ein Bedauern seiner eingeschränkten Lebensumstände erwähnt, im Gegenteil, für ihn scheint die Wohnlage, die Tatsache, dass nur er und seine Mutter „in echt“ sind, kein Problematik darzustellen. Er sieht das als normal und das hat mich beim Lesen viel mehr erschreckt, als es ein guter Psycho-Thriller schaffen könnte.

Die kindliche Erzählweise scheint zu Beginn etwas ungewöhnlich, verdeutlicht allerdings sehr viel mehr, die Sehensweise des 5 jährigen Jack. So muss man manchmal zwischen den Zeilen lesen um deren Bedeutung und Inhalt zu verstehen.

Es ist normal für Jack, dass es nur sonntags ein kleines Extra für die beiden gibt, das Sonntagsgutti. Und die Welt außerhalb des knapp 14qm großen Raums ist nicht „in echt“. Für ihn scheint alles außerhalb seiner Welt Fernsehen zu sein und seine Ma beginnt im zweiten Teil des Buches langsam, dem kleinen Jack zu erklären, dass es eine Welt außerhalb von Raum gibt. Der glaubt ihr nicht und flieht immer wieder in seine eigenen Gedanken. Erst als er ein Flugzeug durch das Oberlicht sieht begreift er, dass es ein draußen gibt.

Im dritten Teil hecken die beiden einen gefährlichen Plan aus, um aus Raum zu fliehen. Es ist so spannend erzählt, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann. Sowohl Ma, als auch Jack, setzen ihr Leben aufs Spiel. Zum Glück mit Erfolg.

Nach ihrer Rettung müssen sich Jack und Ma vielen neuen und alltäglichen Sachen stellen und für Jack beginnt ein neues Leben. Jedoch sehnt er sich immer wieder zurück nach Raum, wo er sich sicher und geborgen gefühlt hat. Er kommt mit „außen“ nicht so leicht zurecht und muss sich erst an die neuen Eindrücke gewöhnen. Ganz behutsam und langsam baut er eine Beziehung zu seiner Grandma und seinem Stiefpa auf.

Besonders der Schluss, an dem sich Jack noch einmal von Raum mit einem „mach´s gut“ verabschiedet, bereitet Gänsehaut-Feeling und selbst meine Augen sind nicht trocken geblieben.

Spätestens seit Natascha Kampusch ist es in aller Munde. Doch durch dieses Buch sieht man einmal hinter die Kulissen. Man ist hautnah dabei, wenn sich das Leben aus der Sicht der Betroffenen ändert. Das Buch ist so emotionsreich, gefühlvoll und sensibel geschrieben. Jack berührt die Seele.

Von mir gibt es 5 von 5 Sternen. Eine wirklich bewegende Geschichte, die Jedem unter die Haut geht.