Eher "real", als "easy"

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justm. Avatar

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Kurz vor der Jahrtausendwende, im mittleren Westen der USA, arbeitet im "Lovely Lady" eine bunte Schar junger Frauen. Ihre scheinbar einzige Gemeinsamkeit: ihr Stripper-Job.
Selbst als Eine von ihnen tot aufgefunden wird und eine Andere verschwindet, ändert sich unter ihnen nichts. Job ist Job. Und das Geld wird nun mal gebraucht.
Dennoch versucht Detective Holly Meylin, auf der Suche nach Hilfe bei ihren Ermittlungen, zu ihnen durchzudringen. Aber wird sie dabei auch erfolgreich sein?


"Real Easy" von Marie Rutkoski wird als Thriller propagiert und hat eigentlich alle Voraussetzungen, um diesem Titel auch gerecht zu werden.
Leider verliert sich die Autorin aber, meiner Meinung nach, zu sehr in ihren Milieu- und Sozialstudien, als daß die nötige Spannung jemals wirklich im Vordergrund steht.

Allein die Tatsache, daß bereits der Klappentext eine Wendung in der Handlung vorwegnimmt, von der man aufgrund dessen meinen könnte, daß sie relativ zügig passiert, die dann letztlich aber doch erst nach der Hälfte des Buches offenbart wird, ist einerseits merkwürdig und andrerseits der Spannung total abträglich. Warum sollte man noch mitfiebern, wenn man von Anfang an weiß, was passieren wird?!

Auch die unterschiedlichen Perspektiven aus denen die Geschichte erzählt wird, reißen leider in Sachen Spannung nicht viel raus - sie wirken wie Abhandlungen menschlicher Abgründe, die von nichts- bis vielsagend, von bemitleidenswert bis ekelerregend zwar mal viel, mal wenig über die einzelnen Personen verraten, aber eben leider nicht für Spannung sorgen.

Diese sich immer wieder abwechselnden Erzähler sorgen leider auch dafür, daß - zumindest bei mir - nie das Gefühl eines richtigen Leseflusses aufkam. Teilweise stolperte ich schon in den einzelnen Kapiteln über einige Sätze, die wie hingerotzt wirkten und erst nach mehrmaligem Lesen Sinn ergaben.

Dennoch muß Eines aber positiv hervorgehoben werden:
Es ist bis zum Ende hin unklar, wer denn nun eigentlich hinter den Fällen steckt. Eine Sache, die man leider nicht von allen Krimis / Thrillern behaupten kann!

Kurzum: "Real Easy" verspricht viel, hält wenig und kann eher mit Charakterstudien, als durch Spannung überzeugen.