Gewollt besonders

Diese Leseprobe hat mich leider überhaupt nicht überzeugt - dabei klingt die Beschreibung durchaus interessant: Ein historischer Fall, der schon damals umstritten war. Die nordirische Gesellschaft in den 50er Jahren. Ein offenbar voreingenommener Richter, und ein Ermittler, der aus England zurück in die Heimat gekommen ist, weil er die Brutalität der englischen Gesellschaft nicht ertrug - besonders ironisch, wenn man wie wir weiß, dass Irland in den 70er Jahren in Gewalt versinken wird. Zudem wird uns eine "schöne Sprache" versprochen.

Leider hält die Leseprobe die Versprechungen des Klappentextes nicht. Die Figuren: Blass. Ich konnte mir nicht merken, wer jetzt wer war, und das kann ich sonst ziemlich gut. Es entstand kein Bild der handelnden Personen. Dazu trug noch bei, dass der Bezug der verwendeten Personalpronomina oft nicht klar ist. Ich hatte das Gefühl, den Figuren sehr fern zu sein. Die Sprache: Von gewollter Besonderheit, die literarisch sein soll, mich aber nur nervte. (Ich habe gerade Anne Enright, Familientreffen, zuende gelesen: DAS ist besonders.) Manche Beobachtungen sollten offenbar scharfsinnig sein, manche Vergleiche oder Assoziationen Tiefe suggerieren, sie kamen mir aber schlicht unsinnig vor.

Schade - ein verschenktes Thema. Nein, dieses Buch muss ich nicht weiterlesen.