Requiem – Vorverurteilung oder "nur" Justizirrtum?

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botte05 Avatar

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Dieser Roman basiert auf einer wahren Begebenheit in den 60er Jahren. Ein 19jähriges Mädchen wird ermordet. Ein Täter ist schnell ausgemacht. Und nun muss man ihn nur noch verurteilen und hängen.

Die Leseprobe beginnt mit einer kurzen Prozessbeschreibung, auch im Hinblick auf die unmittelbar Beteiligten, wie Opfer, Richter, Täter und Verteidiger, sowie Beschreibung des Tatortes/Fundortes der Leiche. Wir befinden uns in dem Prozess-Stadium unmittelbar bevor die Geschworenen zur Urteilsverkündung in die Verhandlung zurückkehren.

Im Anschluss lerne ich den zuständigen Inspektor McCrinks kennen, der diesen Fall als erstes „auf den Tisch bekommt“, nachdem er zurück in seine Heimat Belfast versetzt wurde. Er trifft auf seinen ehemaligen Kollegen Speers und dessen Kollegen Johnston, die auf eine Einmischung aus der Stadt gerne verzichten würden. Am liebsten möchten sie den mutmaßlichen Täter sofort verhaften und aufknüpfen. McCrinks hingegen verschafft sich selbst einen Eindruck von der Tat, dem Tatort, den der Tat vorangegangenen Ereignissen und will nicht vorschnell handeln. Was von ihm als Ergebnis erwartet wird, teilt man ihm von übergeordneter Stelle mit.

Die LP vermittelt einen Eindruck von der damaligen Zeit und ihre geschichtlichen, wirtschaftlichen und konfessionellen Probleme. Ein Richter, der befangen ist, beeinflussbare Zeugen, Polizisten, die unbedingt schnell den Mordfall lösen und den Täter hängen sehen wollen. Und so nimmt ein unvermeidbares Geschehen seinen Lauf. Durch die Buchbeschreibung weiß ich, dass der Täter verurteilt und später gehängt werden wird, obwohl sich gewisse Ungereimtheiten bis heute nicht klären lassen.

Eoin McNamee gelingt ein Handlungsverlauf, welchen ich gut nachvollziehen kann. Inwieweit sich damalige Realität mit künstlerischer Fiktion/Freiheit vermischt, kann ich anhand der Leseprobe nicht ausmachen. Ich denke, es handelt sich um einen gut recherchierten, an die leserspezifischen Erwartungen der Gegenwart angelehnten Roman.