REQUIEM für welches Opfer ?

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herbstrose Avatar

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In seinem Buch „Requiem“ schildert Eoin McNamee einen authentischen Kriminalfall, der sich 1961 in Irland ereignete und bis heute ungeklärt ist. Ein 19-jähriges Mädchen wird ermordet, der vermeintliche Mörder umgehend gefunden. Es handelt sich um den stadtbekannten und allseits unbeliebten 26-jährigen Robert McGladdery. Schnell wird klar, dass er aufgrund seiner Herkunft und der Vorurteile von Polizei und Justiz nie eine Chance hatte, dem Todesurteil und der Hinrichtung zu entgehen. Der Autor beschreibt eindringlich die damals herrschende Korruption und den Filz, angefangen bei Polizei, Justiz und dem Klerus bis hin zur Politik. Er überlässt es dabei dem Leser sich eine eigene Meinung zu bilden, ob McGladdery nun Pearl Gambles Mörder war oder ob ein anderer der Schuldige gewesen sein könnte.
Wer hier einen packenden Krimi erwartet, wird wohl enttäuscht werden. McNamee schildert eindrucksvoll die Fakten und beschreibt auch recht einfühlsam die herrschenden Stimmungen. Es geht hier um Recht, nicht um Gerechtigkeit und man nimmt auch einen Justizirrtum in Kauf. Es sollte ein Mörder gefunden und gehenkt werden. Man hat einen passenden Mann gefunden und diesen schonungslos geopfert. Am Ende ist die Frage nach dem Mörder offen und es bleibt ein schaler Nachgeschmack. Der Leser ist froh, dass dies die letzte Hinrichtung in Irland war.
Fazit: Ein gut recherchierter Roman, nicht ganz einfach zu lesen.