Dass Eoin McNamees Roman 'Requiem' auf einer wahren Begebenheit beruht, gibt dem Buch einerseits Pluspunkte, denn es macht es gleich dramatischer, schlimmer, interessanter, andererseits weiß man dadurch aber schon vorher den Verlauf der Handlung, oder man weiß schon sehr viel, weil schon sehr viel im Buchdeckel gesagt wird.
Das Cover ist sehr ästhetisch, ansprechend; man sieht ein Mädchen, das sich die Augen mit der Hand verdeckt – sicherlich die Leiche des Opfers. Schön aber, dass man nicht unbedingt sieht, dass es sich um eine Leiche handelt. Zur Handlung des Buches ist mir das Cover aber auch zu wenig aussagekräftig.
Die Handlung, die Ermittlungen, die Schilderungen des Milieus, hinterlassen für mich durchweg einen düsteren Beigeschmack, eine gedrückte Stimmung. Das Lesen des Buches will dadurch so gar nicht wirklich zum Lesespaß werden, obwohl mir natürlich klar ist, dass diese Stimmung auch die Intention des Autors sein muss. Interessant ist, dass es immer wieder Hinweise zur politischen Lage Irlands in den 60gern gibt; interessant ist eigentlich auch die Milieustudie.
Wenn man an das Buch also herangeht, ohne einen Krimi/Thriller zu erwarten, sondern eher einen Tatsachenbericht, eine Milieustudie, eine Erinnerung an geschehenes Unrecht (?), dann ist das Buch sehr empfehlenswert. Es ist gut, dass sich jemand mit den Missständen beschäftigt und auch ein Unrecht, wie es hier vermutlich passiert ist, an die Öffentlichkeit bringt. Ein Roman ist dafür eine gute Möglichkeit.
McNamee schreibt sehr gut und zeichnet mit seiner Sprache Bilder. Ich war nicht durchweg überzeugt vom Roman, gebe aber trotzdem noch 4 Sterne. Interessant wäre auch, sich den Vorgängerroman 'Blue Tango' über den erwähnten anderen Kriminalfall über Patricia Curren, die Tochter des Richters, anzuschauen. Hier liegt der Sachverhalt ähnlich, und beides sind authentische Fälle. Schön, dass der Autor diesen Fall hier geschickt wieder aufgreift.