Die Rache ist mein

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marapaya Avatar

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Die Samurai entstammen dem Schwertadels Japan. Sie dienen mit ihren zwei Schwertern, ihrer Ehre und ihrem Leben bedingungslos ihrem Herrn. Auf seinen Wunsch gehen sie bis zum Seppuku, dem rituellen Selbstmord der Samurai.
David Kirks Roman handelt von einem der berühmtesten Samurai Japans: Miyamoto Musashi. Ein Samurai, der keinem Herrn diente und daher als Rōnin angesehen werden musste. Bekannt wurde Musashi durch seine eigenen Kampftechniken, die er unter dem Kampfstil Niten Ichiryū zusammenfasste. Nach Jahren auf den Schlachtfeldern Japans kehrte er dem Kampf den Rücken und widmete sich der Religion und dem Aufbau von Schulen und Tempeln. In seinem Werk Buch der fünf Ringe verewigt er seine Erkenntnisse und taktischen Lehrsätze.
David Kirk interessiert sich in seinem Buch allerdings nicht für den erwachsenen, berühmt-berüchtigten Kensei Musashi. Er erzählt vom jungen Bennosuke, der im Dorf Miyamoto unter der Aufsicht seines Onkels, einem buddhistischen Mönch, als Einzelgänger aufwuchs; tagein, tagaus die Samurai-Rüstung seines Vaters pflegen musste und davon träumte, eines Tages vielleicht doch in dessen Fußstapfen als Landesbester im Schwertkampf zu treten. Seit dem Tod der Mutter vor acht Jahren war dieser nicht mehr ins Dorf zurück gekehrt und hatte Bennosuke wie selbstverständlich in der Obhut seines Bruders gelassen. Wie erträumt kommt der Vater tatsächlich heim, doch mit seiner Rückkehr treten Wahrheiten zutage, die Bennosukes bisheriges Leben in einem neuen Licht erscheinen lassen und ihn letztlich zwingen werden, eine Entscheidung zu treffen. Die nächsten Jahre seiner Jugend verbringt er zwar als Samurai, aber unter Umständen, die wenig mit prachtvollen Rüstungen und ehrenhaften Gunstbezeugungen gemein haben. Bennosuke wird ein Rōnin und zieht los, um die hinterhältig beschmutzte Ehre seines Vaters zu rächen.
Grausam ist das Leben im Japan des 16. Jahrhunderts, geprägt von fragwürdigen Vorstellungen von Ehre und Gerechtigkeit. David Kirk wirft mit den Augen seines jungen Romanhelden einen Blick hinter die prächtige Samurairüstung und präsentiert eine spannungsgeladene Handlung mit brutalen wie faszinierenden Details über diesen Kriegeradel, der wenig mit unseren christlich geprägten Vorstellungen vom Helden in Ritterrüstung zu tun hat und vielleicht gerade deswegen heldenhafter erscheint als alle Lancelots und Eisenherz' zusammen. Die Figur des Bennosukes ist mit all seinen Zweifeln, seinem Stolz und seinem kriegerischen wie menschlichen Instinkt absolut überzeugend angelegt. Die Samurai werden nicht verherrlicht, sondern gerade durch den jungen Außenseiter in ihrer ganzen Ambivalenz in durchaus kritischem Klang dargestellt. Dank der guten Übersetzung wirkt die Sprache Kirks zuweilen wie ein Sog, der selbst im größten Kampfgetümmel nicht innehalten lässt. Mein Fazit: Ein gelungener Roman für Heranwachsende und Erwachsene gleichermaßen. Es regt trotz der spannungsgeladenen, kämpferischen Handlung auch zum Nachdenken über unsere Vorstellungen von Werten wie Ehre, Stolz, Gottesglaube und Gerechtigkeit an.