Schräge Geschichte

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stephanus217 Avatar

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Am Ende der Leseprobe hatte ich geschrieben:
"Wenn die Geschichte noch Fahrt aufnimmt, wird das ein nettes, amüsantes Lesevergnügen"
Jetzt hatte ich die Gelegenheit, das ganze Buch zu lesen und ich muss sagen, die Geschichte hat die erhoffte "Fahrt" nicht aufgenommen.
Das war im Nachhinein auch gut so, aber der Reihe nach.

Die Geschichte, besser der Aufhänger des Buches, ist schnell erzählt. Drei mehr oder weniger schräge Schwestern, allesamt reiferen Alters, wollen mangels finanzieller Mittel mit Unterstützung eines etwas verpeilten Neffen den verstorbenen Lebensgefährten einer der Schwestern selbst mit ihrem PKW überführen, um ihn am Ort seiner Kindheit, in Montenegro, zu bestatten.
Auf der Fahrt ereilen sie dann, wie nicht anders erwartet, vielfältige Unbilden. Das ist aber nur ein (kleiner) Teil der Geschichte.

Eigentlich ist es eine Familiensaga, die sich dem Leser nach und nach in Retrospektiven anhand der einzelnen Lebensgeschichten der handelnden Personen eröffnet. Diese Geschichte ist hervorragend konstruiert, die Charaktere sind fein beobachtet und dargestellt und hie und da mit leichter Ironie etwas überzeichnet. Man erfährt viel über familiäre Werte und Zusammenhalt, noch mehr über die Macht des gesprochenen Wortes, noch mehr über die Macht des nicht gesprochenen Wortes.

Die Geschichte hat es nicht eilig und dennoch war ich selten von einem "Nicht-Krimi" so gefesselt. Die schöne Sprache tut ein übriges...

Das Buch ist spannend, anspruchsvoll, völlig "beknackt", philosophisch, hintergründig witzig, bisweilen zum Brüllen komisch. Das Buch ist traurig, dennoch optimistisch, und was weiß ich noch alles.

Die Geschichte hat mich restlos gefangen.