Ruht das Licht

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„Ruht das Licht“ ist nach „Nach dem Sommer“ der zweite Band der Trilogie um die Werwölfe von Mercy Falls. Es ist schon fast ein Jahr her, dass ich den ersten Teil gelesen habe und als ich das Buch begann, war ich sehr erstaunt, wie schwer mir der Einstieg in „Ruht das Licht“ fiel. Da es keine Zusammenfassung der Ereignisse des ersten Bandes gab, sondern der Leser sich zeitlich einige Monate später mittendrin wiederfindet, musste ich mich erst einmal erkundigen, wie denn der erste Band endete, da mir der Schluss nur noch grob in Erinnerung geblieben ist und dies für das Verständnis nicht ausreichend war. Wie schön, dass man aber in der Internetcommunity immer wieder auf hilfsbereite Leser trifft. An dieser Stelle ein Dankeschön!

In „Ruht das Licht“ liegt der Fokus erneut auf Grace und Sam, deren Situation sich nun jedoch umgekehrt hat: Grace zeigt unerklärlicherweise alle Symptome für die Verwandlung in einen Werwolf. Die Beziehung zwischen den beiden hat jedoch nicht viel Neues zu bieten und ist in ihrer bedingungslosen und allumfassenden Liebe schon geradezu langweilig.

So ist es regelrecht herzerfrischend, dass für Isabel, deren Bruder Jack die Rückverwandlung nicht überlebt hat, und dem neuen Wolf Cole viel Raum geschaffen wird. Isabel, die sich schuldig am Tod ihres Bruders fühlt und Cole, der nichts anders als ein Wolf sein will, damit er endlich vergessen kann und der nun mit seiner sommerlichen Rückverwandlung in einen Menschen hadert, spiegeln einander in ihrer Zerrissenheit und (selbst)zerstörerischen Aggressivität und verstehen einander dabei besser als jeder andere es könnte.

Der Roman ist in viele kleine Kapitel unterteilt, in denen die vier Protagonisten abwechselnd aus der Ich-Perspektive zu Wort kommen. Dies beschleunigt das Lesen und bringt etwas Tempo und Leben in das insgesamt als eher ruhig empfundene Buch. Es ermöglicht dem Leser, sich in alle Figuren und deren Motive und Gedanken einzufühlen, da der Perspektivwechsel oft auch mitten in der Szene geschieht.
Maggie Stiefvater schreibt sehr eingängig und gefühlvoll. Auch die Liebe zwischen Sam und Grace kommt selten kitschig an. Der Schlagabtausch zwischen Isabel und Cole und vor allem das Geheimnis, das Cole umgibt, bringen die nötige Spannung.

„Ruht das Licht“ hat mir gut gefallen, ich würde sogar sagen, fast noch besser als der erste Teil.
Und nun mache ich mir Notizen, wie das Buch ausging, damit ich bei Band 3 den Einstieg wieder finde.

© Tintenelfe
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