Hübsches Äußeres, wenig Inneres

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laberlili Avatar

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„Saftig vom Grill“ scheint mir eher ein passendes Accessoires zum eventuell neuangeschafften Grill zu sein als ein nützliches Koch- bzw. Grillbuch: recht GU-typisch ist der Umfang eher gering und so sind auch nicht allzu viele Rezepte enthalten, die sich hier zudem vor Allem an Omnivore richten – der Buchrücken spricht zwar von „Mit Fleisch und Fisch, veggie oder vegan […]“, meint aber definitiv nicht dieses Buch, in dem ich zwei vegane Grillgerichte entdecken konnte, wobei es allerdings auch noch die gegrillten Süßkartoffeln gab, zu denen ein Mangosalat gereicht werden soll, der mit Fischsauce verfeinert wird und den man dabei bestimmt auch leicht frei von tierischen Produkten hätte lassen können.
Etwas unglücklich fand ich auch, dass der Mangosalat ebenso wie der Tomaten-Paprika-Salat zur gegrillten Avocado genau mitangeführt war, im Falle der türkischen Hackbällchen aber nur als „magischer Tipp“ erwähnt wurde, dass ein Bulgursalat vorzüglich hierzu passen würde. Wieso gab es da denn kein entsprechendes Rezept?

Was ich von diesem ganzen „Magic Cooking“-Drumherum halten soll, weiß ich ohnehin nicht. Die Besonderheit dieser Reihe liegt augenscheinlich darin, dass die Rezepte mit irgendeinem „magischen Hinweis“ versehen sein sollen, der dem Gericht noch mehr Zauber verleiht. Aber wenn DER Lifehack darin besteht, dass man übriggebliebenes Pesto aufbewahren und auch später noch verzehren kann, runzelt sich meine Stirn bereits automatisch und besonders kurios ist es, wenn das „magische Geheimnis für mehr Aha“ die Verwendung eines Salzsteins ist – beim Rezept „Plattes Huhn unter dem Salzstein“. Fleisch vor der Zubereitung selbst zu würzen würde ich persönlich nun auch nicht als den ganz großen Trick ansehen und da schienen mir die magischen Tricks und „Geheimnisse“ häufig ganz normales Verhalten und Wissen von Leuten zu sein, die sich bereits regelmäßig in der Küche betätigen, von daher wäre „Saftiges vom Grill“ da in meinen Augen eher für Kochneulinge geeignet, die auf der anderen Seite aber mit ihrem Grill längst vertraut sein sollten, denn außer „Fleischthermometer benutzen“ gibt es da kaum Anleitung. Das Buch ist dabei übrigens auf die Verwendung eines Gasgrills ausgelegt, wobei eingangs beteuert wird, die Gerichte ließen sich bestimmt auch auf einem Kohlegrill zubereiten, woran ich aber mitunter Zweifel habe.

Somit ist dieses Buch also für die Gasgrillbesitzenden konzipiert, die bisher in erster Linie einfach Wurst und Steak direkt aus der Verpackung auf den Grill geknallt haben und nun etwas „besonderer“ brutzeln wollen.
Da erkenne ich an, dass die enthaltenen Gerichte an keiner Stelle allzu schwierig wirken und vor Allem auch, dass es hier keine seltsamen, schwer beschaffbaren Zutaten gibt und das Buch optisch einfach sehr schön gestaltet ist.

Alles in Allem ist „Saftig vom Grill“ für mich eher ein Geschenkbüchlein, in dem vermutlich zur Grillsaison hin gerne mal geblättert werden wird, das aber nicht ständig genutzt wird. Ich habe nun zwischenzeitlich einige Leute aus meinem Umfeld meine Ausgabe durchblättern lassen und tatsächlich fanden es alle „ganz interessant“, aber niemand hat von mehr als maximal zweien der enthaltenen Rezepte gesagt, dass er das demnächst gerne auch mal nachgrillen möchte.
Das Dessert vom Grill aus der Kurzbeschreibung habe ich dabei übrigens aber auch immer noch nicht gefunden…