Ein tolles Buch !

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stephanus217 Avatar

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In der Leseprobe hatte ich noch moniert, dass das Buch für einen Reisebericht möglicherweise etwas zu romanhaft daherkommen könnte. Diese Befürchtung hat sich nicht bewahrheitet, es ist ei normaler Reisebericht geworden - nein, es ist beileibe kein "normaler", sondern ein für mich ganz und gar spannender und ungewöhnlicher Reisebericht geworden.

Ich finde dieses Genre grundsätzlich eher problematisch, kommt man sich doch leicht vor wie ein Besucher einer Familiendiaschau von einem Urlaub, bei dem man selbst nicht dabei war.
Hier bin ich, von der ersten Seite an, in Gedanken mitgefahren - doch der Reihe nach:

Die Story ist schnell erzählt. Eine junge Frau ist nach ihrem Studium im Beruf angekommen und gerade dabei, die nächste Stufe der Karriereleiter zu erklimmen. Da schmeisst sie, mehr oder weniger von einem Tag auf den anderen, alles hin, tauscht ihr gesamtes Hab und Gut gegen ein Tourenmotorrad ein und macht sich auf, die Welt zu entdecken. Anderthalb Jahre und knapp 100.000 km später ist sie -fast- wieder daheim.

Damit bedient die Autorin natürlich alle Klischees, wovon Biker träumen, insbesondere diejenigen derer, die wie ich erst spät zum Motorrad fahren gekommen sind.

Das Buch ist jedoch alles andere als klischeehaft. Die Autorin verzichtet weitgehend auf die Beschreibung der teilweise weltbekannten Sehenswürdigkeiten, die sie quasi am Wegesrand mitnimmt und die man eigentlich erwarten würde.
Im Mittelpunkt steht vielmehr die innere Reise und,vielleicht noch entscheidender, die Begegnung mit den Menschen, die sie rund um die Welt kennen lernt.
Natürlich sind auch einige haarsträubende Geschichten beschrieben, teils gruselig, wie z.B. in Bangkok, teils urkomisch, etwa, wie sie in Australien versucht, die Spuren ihres Vaters von vor 40 Jahren zu entdecken.

Meist jedoch steht das eigene Empfinden der Autorin im Vordergrund , das still, anrührend, ergreifend und spannend beschrieben wird. Einige kleine esoterische Entgleisungen seien dabei gerne verziehen.

Ich habe das Buch verschlungen und bin, wie die Autorin selbst, auch etwas traurig, dass sie am Ende des Buches die letzte Etappe der Reise nach Hause in Angriff nimmt.

Im Netz habe ich gelesen, dass die Autorin gerade auf großer Lesereise ist; leider nicht in meiner Region, schade!