Wenn aus Büchern Hörspiele werden

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herr_stiller Avatar

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Es ist Eisbärzeit im Kinderzimmer: SAMi, der Lesebär zieht ein! Der gelbbemützte Arktisbewohner mit der blauen Kaffee-, pardon, Kakaotasse verwandelt Bücher in Hörspiele. Wie das klappt? Eigentlich ganz gut.

Die Einrichtung ist tatsächlich kinderleicht, aber trotzdem etwas für die Eltern: SAMi wird eingeschaltet, ein Smartphone, Tablet oder Computer mit seinem WLAN verbunden, die Einrichtungswebseite aufgerufen, die heimischen WLAN-Daten eingetragen und schon kann das Kind loslegen.
SAMi hat seinen Platz im Buch ganz hinten. Auf der letzten Seite wird seine Eisscholle festgeklemmt. Wichtig: Er muss mittig vor den kleinen Punkten sitzen – sonst sagt er zwar, dass alles geklappt hat, aber die Geschichtenseiten werden eventuell nicht erkannt. Und das wäre ja mehr als schade.

Nun aber los: Während SAMi noch kurz das Buch vorstellt, wird die Geschichte – in diesem Fall „Der größte Schatz der Welt“ – von einer anderen Stimme vorgelesen. Und das klappt richtig gut. Die kleinen Punkte, mit denen der Vorleseeisbär die Seiten erkennt, sind angenehm unauffällig, die Wirkung der schönen Zeichnungen wird nicht beeinträchtigt.

Eine kleine Schwierigkeit: Neue Bücher haben die Eigenschaft, sich selbst umzublättern oder wieder zuzuklappen. Frechfüchse! Dadurch flippert SAMi anfangs schon einmal durch die Geschichte, wenn das Buch nicht festgehalten oder beschwert wird. Und: Blättert man zu langsam, denkt SAMi, er sei nicht mehr mit dem Buch verbunden und fordert dazu auf, ihn wieder festzustecken. Dadurch, aber auch beim Umblättern, werden auch schon einmal andere Seiten angelesen, bis SAMi erkennt, welche Seite nun geöffnet ist. Das ist aber nur ein kleiner Makel, der sich verschmerzen lässt.

Die beigelegte Geschichte, „Der größte Schatz der Welt“, geschrieben von Andrea Schütze und illustriert von Joelle Tourlonias, wird recht charmant von Katrin Daliot vorgelesen. Wie in einem Hörspiel sind viele Hintergrundgeräusche zu hören, eine echte Urwaldatmosphäre entsteht, was hübsch ist, schließlich handelt sie von einem kleinen Affen, der im Dschungel auf der Suche nach eben jenem größten Schatz der Welt ist, um ihn seiner Mutter zu schenken. Immer wieder begegnet er dabei anderen Tieren, die ihm zeigen, was für sie der größte Schatz ist. Das Ende ist natürlich offensichtlich, herzerwärmend für Eltern und Kind, aber etwas zu lang geraten.

Und ganz zum Schluss? Da verabschiedet sich SAMi mit einem leicht verkitschtem Lied von den jungen Leser:innen, die davon vermutlich begeisterter sind als die Eltern, aber zumindest wandelt es musikalisch eher auf Pfaden von Mark Forster als von Rolf Zuckowski.

Kleines Fazit? Der große Vorteil ist sicherlich, dass SAMi Kindern die Bücher erzählen kann, wenn die Eltern einmal keine Zeit haben, aber die Bücher auch problemlos in voller Länge selbst vorgelesen werden können. Mit einer wachsenden Palette an Büchern für alle Altersgruppen ist SAMi so durchaus eine Alternative zu Tonies und anderen Hörspielen, die Kinder nicht nur für Geschichten, sondern auch für das wichtigste Medium begeistert: Bücher.