Ein stark polarisierendes Thema, dargestellt im großen Gefühlschaos eines Paares

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sternzauber Avatar

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Bei dem Buch „Sanfte Einführung ins Chaos“ von Marta Orriols hat mich das Cover zunächst nicht sehr überzeugt. Nach der Lektüre sehe ich dort eine Szene, die auch aus der Geschichte stammen könnte, zuvor hatte mir das Bild jedoch nichts über den Inhalt verraten und der gelbe Farbstreifen irritierte mich. Die Gestaltung des Vorsatz hat mich dann jedoch wiederum in Kombination mit dem Buchumschlag sehr überzeugt, denn dort wird das Thema des Covers nochmals gekonnt aufgegriffen und weiter geführt.

Die Geschichte des Paares aus Marta und Dani spielt sich innerhalb weniger Tage ab und zwar in dem kurzen Zeitraum zwischen der Feststellung, dass Marta ungewollt schwanger ist, bis zu dem Tag, an dem sie einen Termin zum Schwangerschaftsabbruch vereinbart hat. Denn für sie steht fest, dass sie das Kind nicht bekommen möchte. Trotzdem ereignet sich in den nächsten Tagen sowohl bei Marta, als auch bei Dani ein regelrechtes Gefühlschaos, an dem die Autorin mich als Leserin intensiv hat teilhaben lassen.

Ihr Schreibstil gefällt mir insgesamt gut, es war für mich allerdings etwas ungewohnt, dass der allwissende Erzähler der Geschichte übergangslos in den Perspektiven springt – so wird im einen Moment noch ausführlich aus Danis Sichtweise berichtet, um im nächsten Moment Dinge zu erzählen, die nur in Martas Geist stattfinden können. Der Text ist zwar in mehrere Bereiche unterteilt, auch in Bereiche, die mit „ER“ bzw. „SIE“ überschrieben sind, doch spielen immer auch beide Hauptcharaktere eine Rolle.

Es hat mich angesprochen, wie feinfühlig die Autorin die Gefühlschwankungen der Betroffenen beschreibt und wie eindringlich die Not dieser wichtigen Entscheidung mit all den unterschiedlichen Hintergründen und Voraussetzungen deutlich wird. Eine solch existenzverändernde Entscheidung, wie die für oder gegen ein Kind, wird in diesem Buch aus zwei verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und mit vielem Für und Wider abgewogen.

Egal, wie ich als Leserin zu der in dieser Geschichte getroffenen Entscheidung stehe, über die ich hier natürlich nichts verraten möchte, so finde ich auf jeden Fall, dass der Text zum „Hinfühlen“ und Nachdenken anregt – eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für das Thema interessieren.