Aufbruch in eine neue Welt

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tinstamp Avatar

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Schon lange habe ich keinen Auswanderer-Roman mehr gelesen, die man früher zahlreich in den Buchhandlungen finden konnte. Seit einigen Jahren sind diese jedoch kaum mehr zu finden. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich "Savannah - Aufbruch in eine neue Welt" gesehen habe. Bei vorablesen habe ich reingelesen und wurde sofort von der Geschichte in den Bann gezogen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich den Roman gewonnen habe.

Dies ist der erste Band der Siedler-Reihe von Malou Wilke und wir begleiten die allerersten Siedler, die sich 1733 im Bundesstaat Georgianiederlassen. Unter ihnen ist die junge schwangere Nellie Bernstein, die von ihrem Vater vor die Tür gesetzt wurde. Gemeinsam mit den anderen Vertrieben, wie den Protestanten aus dem Salzburger Erzherzogtum, die ihre Heimat wegen ihres Glaubens verlassen müssen oder anderen Heimatlosen, begleiten wir sie auf den Weg nach Amerika, wo eine völlig ungewisse Zukunft auf die Aussiedler wartet....

Der erste Band ist in vier Teile gegliedert und erzählt von den Jahren 1733 bis 1739. Malou Wilke schreibt sehr bildhaft, wie damals die Kolonie unter James Oglethorpe entstanden ist. Ein völlig neues Land mit komplett anderen Witterungsverhältnissen, unbekannten Tieren und den ursprünglichen Einwohnern, den Yamacraw, warten auf die Europäer. Die Beziehung zu den indigenen Völkern wird natürlich ebenfalls thematisert, wie auch die Feindschaft zu den Spaniern, die sich bereits weiter südlich angesiedelt haben. Der historisch belegte Gründer von Georgia, James Oglethorpe, ist natürlich ein wichtiger Wegbegleiter für die ersten und weiterhin ankommenden Europäer und erhält auch im Roman einen wichtigen Part.

Neben dem Aufbau einer neuen Siedlungsgemeinschaft stehen die zwischenmenschlichen Beziehungen im Vordergrund. Sind die ersten Siedler friedfertig und wollen sich ein angenehmes Zusammenleben gestalten, werden die Probleme mit dem Ankommen immer weiterer Menschen größer. Alkohol und Streitigkeiten, wie auch das Verbot der Sklaverei, die trotzdem Einzug hält, werden zu Themen, die die Gemeinschaft spalten. Aber auch die Natur bringt immer wieder neue Probleme, die die Siedler vor große Herausforderungen stellen.
Es war ungemein spannend zu lesen, wie die Menschen sich aus dem Nichts eine neue Heimat erschaffen.

Nellie ist eine sehr sympathische und starke junge Frau, deren Leben bisher alles andere als gut war. Alle neuen Bewohner, die Savannah schließlich gründen, sind Menschen, die vor etwas flüchten und sich ein besseres Leben erhoffen. Allerdings wurde mir Nellie im Laufe des Romans fast zu gut dargestellt, denn sie ist für viele in der Kolonie eine Stütze, die immer für sie da ist - trotz aller Rückschläge und Verluste.

Bis zu den ersten 400 Seiten war ich extrem begeistert vom Roman und war mir sicher, dass ich ein fünf Sterne Buch, sogar ein Highlight, vor mir habe. Danach nahmen aber die Tragödien und Verluste immer mehr zu. Kaum ein Kapitel kam ohne Tote und Naturkatastrophen aus. Natürlich war vieles für die Siedler fremd, wie das ihnen unbekannte, aber immer wiederkehrende Gelbfieber, das viel zu viele dahingerafft hat. Trotzdem wurde mir das Elend bald zu viel, denn es zog mich doch ziemlich runter und nahm der Geschichte das gewisse Etwas, was mich an den bisherigen Seiten so fasziniert hatte.

Trotzdem ist der erste Band der Siedler-Saga eine ganz tolle und spannende Geschichte, die über die ersten Siedler unter James Oglethorpe und der neuen Kolonie Georgia, erzählt. Ich habe jede Menge Neues gelernt und werde auf jeden Fall auch den zweiten Band lesen, der Ende des Jahres erscheint.

Fazit:
Ein mitreißender erste Band einer Auswanderer-Saga, die über die Entstehung von Georgia erzählt. Spannend und empfehlenswert für alle Leser:innen, die gerne über fremde Länder im historischen Kontext lesen.