Wozu das Ganze?

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
holzfrieden Avatar

Von

Das Buch ließ auf sich warten und als ich es endlich in Händen hielt, habe ich mich sehr auf's Lesen gefreut. Leider trat bald Ernüchterung ein. Philipp Tingler versucht, uns die Welt der Reichen, Intellektuellen, Egozentriker der Gesellschaft nahe zu bringen. Dabei übernimmt er sich, selbst wenn man berücksichtigt, dass es sein Anliegen ist, zu überzeichnen. Der Roman birgt eine ungemeine Hektik in sich, die mich als Leser zunehmend abgeschreckt hat. Es gibt neben den Hauptfiguren Oskar und dessen Frau Lauren sowie Mildred und deren Mann Viktor eine Fülle an Nebenfiguren, die mich erschlagen hat. Tinglers Buch erinnert an die Bücher Edith Whartons, dieser gelingt es allerdings anders als ihm, die sogenannte gesellschaftliche Schicht der Intellektuellen überzeugend dazustellen und den Leser mitzunehmen. Tinglers Figuren philosphieren, was das Zeug hält, das lenkt nicht nur von der eigentlichen Handlung des Buches ab, es lässt sie den Leser vergessen.
Zum Inhalt: Mildred ist die adoptierte Tochter der zu Beginn der Handlung verstorbenen Millvina. Sie weiß nicht, dass sie adoptiert ist. Ihre Ehe mit Viktor läuft eher schlecht. Sie verlangt, dass Viktor sich in psychologische Behandlung begibt, damit wieder alles ins Lot kommt. Viktor allerdings hat sehr viel zu tun und bittet daher Oskar an seiner Stelle den Psychologen aufzusuchen und ihm dann Bericht zu erstatten. Oskar wiederum ist Schriftsteller und hat gerade eine Schreibkrise, ihm kommt diese Bitte daher ganz recht, weil er sich Interessantes für ein neues Buch erhofft. Das Ende vom Lied? "Was einer werden kann, das ist er schon." (S. 331) Ich kann dieses Buch nicht weiter empfehlen.