Konfliktpotenzial
Das gelungene Cover erinnert mich an Gemälde von Edvard Hopper oder Oskar Schlemmer. Der hoppertypische Lichteinfall von der Seite setzt die Protagonistin des Buches in den Fokus, die siebzigjährige Mutter der Familie Schönwald. Im Arrangement mit ihrem Mann und der Tochter dagegen entsteht eine Szene wie in den Bildern ‚Menschen im Raum‘ des Bauhauskünstlers Oskar Schlemmer. Ruth Schönwald trifft sich mit ihrer Familie in Berlin, wo ihre Tochter Karolin eine queere Buchhandlung eröffnet. Es handelt sich um eine Familie des westdeutschen Bildungsbürgertums. Chris, der älteste Sohn, ist Professor in New York. Ruth hat den Herzenswunsch ihrer Tochter unterstützt und mit dem geerbten Geld des Großvaters die Unternehmensgründung finanziell abgesichert. Auf die Rolle des Großvaters darf man gespannt sein, denn im ersten Teil des Buches gibt es Hinweise auf seine Nazivergangenheit, die noch während der Eröffnungsfeier Karolins Buchhandlung heimsucht. Die Leseprobe dieses Gesellschaftsromans hat mich neugierig gemacht. Das Erbe der Vergangenheit trifft mit dem Genderproblem auf die Lebensentwürfe der Moderne, Konflikte sind also vorprogrammiert.