Gelungen auf ganz eigene Weise

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guaraldi Avatar

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So was kann ja auch eine Last sein, wenn sich die Erwartung allzu hoch auftürmt: Es gab in der jüngsten Vergangenheit kaum ein Herumkommen um dieses Buch und seine Autorin, auch vor den Verwerfungen um ihren Nicht-Besuch der Frankfurter Biuchmesse (wo sie sich nicht sicher fühlte angesichts dort eben auch ausstellender, sagen wir: dem äußerst rechten Spektrum zuzuordnender Verlage).

Wer sich auf Twitter bewegt, dem*der könnte Jasmina Kuhnke "unter ihrem Künstlernamen Quattromilf" (so beschreibt's der Rowohlt-Verlag) schon begegnet sein. In ihrer Social-Media-Kommunikation thematisiert Kuhnke - zum Ärger von Rassist*innen, auch solcher, die partout keine sein wollen - vieles von dem, das auch in ihrem Debütromans wichtige Rollen spielt: "Rassismus und Diskriminierung" (noch mal Verlags-Prosa), Randständigkeit und Gewalt, und was beides aus dem Menschen machen kann.

Das "Schwarze Herz" im Titel korrespondiert mit der Hautfarbe der ich-erzählenden Hauptfigur (wie auch jener der Autorin). Aber es lässt sich auch lesen als Metapher: "Schwarz" oder "finster" nennen würden wohl viele von uns das Innere, den Charakter so manches im Buch Auftretenden, vom lieblosen Stiefvater zum eifersüchtigen, besitzergreifenden, immer wieder in Gewalt verfallenden Partner.

"Schwarzes Herz" ist dabei kein perfekter, vieleicht noicht einmal ein besonders guter Roman - wenn wir die kanonisierten Maßstäbe anlegen, mit denen die professionelle Kritik operiert (oder damals der Deutschlehrer): Für ein Lob des seligen Marcel Reich-Ranicki, der Thomas Manns "Buddenbrooks" für das Höchste der Gattung hielt, ist "Scharzes Herz" wohl zu schwankend im Stil, zu wenig ideal im Aufbau; zu sehr bedient Kunke sich eines gesprochenen Deutschs statt verdichteter Prosa, beschreibt zu viel Alltag und das auch schon mal in seiner ganzen ermüdedenden Banalität.

Sehr wohl gelungen aber ist dieses Debüt auf andere Weise: Es beschreibt Milieus und Lebenswege, die hierzulande nicht oft in Szene gesetzt werden; in einem Sound, der eben nicht nur Menschen mit längst verfeinertem Literaturgeschmack erreichen will, sondern auch seolchen zugänglich ist, die vielleicht selten lesen, vielleicht sogar nie. Es ist ein Buch über, tatsächlich, Rassismus, der nicht nur diejenigen prägt und beschädigt, die zu seinen Opfern werden; über DIskriminierung, die ja nicht immer absichtsvoll geschieht, manchmal aber sehr wohl; über kleine Gemeinheiten und großes Leid, die verzweifelte Suche nach Anerkennung und Gluck, das, manchmal wenigstens, an überraschender Stelle wartet.