Gut aber etwas zu kurz

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Rezension zu: Schwarzrot

Prämisse:

Sain ist Jäger. Seine Jagdbeute besteht jedoch nicht aus Tieren sondern aus Xerks. Bei den Xerks handelt es sich um hochagressive Bestien mit der Fähigkeit ihre Gestalt zu wandeln, jedoch ohne Verstand, so denken die Menschen. Doch als Sain eines Tages den schwer verletzten Xerk Deejen trifft offenbart dieser, die Fähigkeit zu sprechen und damit einhergehend das Vorhandensein eines höheren Verstandes. Sain rettet ihn und hinterfragt fortan alles was er zu wissen glaubte, ohne zu ahnen wie diese Begegnung ihrer beider Leben verändern wird.

Bewertung:

Was einem beim Lesen als erstes auffällt ist der gehobene Schreibstil, welcher sich durch das ganze Buch zieht und der mir insgesamt sehr zusagte. Der Schreibstil stellt einen interessanten Kontrast zu der brutalen und primitiven Welt dar und hebt sich zweifelsohne ab. Ebenfalls lohnenswert ist, dass die Gedanken des Protagonisten häufig wie echte Gedanken wirken und nicht wie eine Erzählerstimme.
Auch die Dynamik zwischen Sain und Deejen gefiel mir gut. Zwar verlieben sich die beiden sehr schnell ineinander (was ich von Jugendbüchern gewohnt bin), jedoch nimmt sich Lucien Moutier genügend Zeit um die Beziehung zu erweitern. Auch ihre Liebe zueinander, die tendenziell eher körperlicher Natur ist wurde intensiv und eindringlich beschrieben, was ebenso für die Gewalt des Buches gilt.
Der Aspekt des Buches, der mir am besten gefällt war die Charakterentwicklung von Sain, insbesondere der Wandel seiner Beziehung zu den Xerks, welcher sehr sehr logisch und gut beschrieben wurde. Auch die Kultur und Lebensweise der Xerks im allgemeinen war sehr gut dargestellt, auch wenn es hier Punktabzüge, gibt weil ihre Beziehung zu den Menschen sehr klischeehaft war (wer viele Bücher liest in welchen es neben den Menschen noch eine zweite Gruppe gibt und sich der Protagonist in einen Repräsentanten dieser Gruppe verliebt, wird die Hintergrundgeschichte der Xerks wohl bekannt vorkommen). Was ich im Zuge dessen allerdings lobend erwähnen muss ist, dass das Buch davon abgesehen erfreulich klischeefrei ist. Das Ende des Buches war ebenfalls sehr gut. Was negative Punkte anbelangt konnte ich nur zwei finden. Der erste Punkt ist eine Unstimmigkeit bezüglich der Xerks. Obwohl zu Beginn geschrieben steht, dass Xerks immer in Gruppen unterwegs seien treffen die Menschen in der ersten Hälfte des Buches mehrmals auf einzelne Xerks.
Ein wesentlich größeres Problem ist die geringe Seitenanzahl von „Schwarzrot“ und alles was damit einhergeht. Zum einem ist es die Exposition zu Beginn des Buches, unter Missachtung der wichtigen Schreibregel „Show dont tell“. Ich finde das äußerst bedauerlich, da zu Beginn des Buches eine Szene existiert die gerade zu prädestiniert dafür ist gute Exposition zu geben, doch von dieser wird nur berichtet. Der Punkt ist für mich noch unverständlicher, bedingt dadurch, dass Lucient Moutier später beweist, dass sie durchaus in der Lage ist gute Exposition zu schreiben. Nämlich bei der Exposition die Xerks betreffend. Auch die emotionale Bindung Sains zu den Menschen, dessen Vorhandensein dass, Buch behauptet, wird auf diese Weise nicht effektiv vermittelt, da Sain weder viel Zeit mit diesen Menschen verbringt, noch der Leser sie näher kennenlernt. So bleibt Sains Verbindung zu den Menschen eine für den Leser leider inhaltsleere Behauptung. Allgemein geschrieben gibt Lucien Moutier einigen Ereignissen leider nicht genügend Zeit um ihre volle Wirkung zu entfalten. Laut dem nebst den, Buch gesendeten Verlagsprogramm zeichnet sich Lucien Moutier unter anderem dadurch aus, dass sie vieles der Fantasie der Leserschaft überlässt. Dadurch ließ jedoch leider die Umgebungsbeschreibung zu wünschen übrig aufgrund dessen, dass es ihr an Details mangelt, besonders die Notunterkünfte der Menschen werden kaum beschrieben. Ein wenig mehr Details der Umgebung wären in einem nicht visuellen Medium wie dem Buch meiner Ansicht nach dann doch wünschenswert.

Fazit:

„Schwarzrot“ ist ein gutes Debüt und der Auftakt einer interessanten Reihe, die ich mir merken werde. Auch wenn das Buch, um sein volles Potential auszuschöpfen, meiner Meinung nach fünfzig bis einhundert Seiten länger hätte sein müssen und auch ansonsten noch einige kleinere Fehler aufweist, so überzeugt es dennoch mit einem gehobenen Schreibstil, überraschend realistischen Gedankengängen, einer guten Beziehung der Hauptfigur zu Deejen, aber auch den Xerks im allgemeinen sowie einem Ende, welches mich geschockt aber auch in gespannter Erwartungen auf die beiden Folgebände zurücklässt. „Schwarzrot“ erhält von mir eine Sternebewertung von:

4/5