Ein unterhaltsamer Regionalkrimi mit wenig Krimi, aber viel Unterhaltung!

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„Schwarzwälder Morde“ von Linda Graze ist in vielerlei Hinsicht ein typischer Regionalkrimi: Schauplatz im Schwabenländle, breiteste Dialekte, beschauliches Dorfleben, ein Rätsel aus der Vergangenheit – und ein irgendwie kleinlich wirkendes Verbrechen in einem Nachbarschaftsstreit.

Kommissar Schmälzle und Kommissar Scholz ermitteln im Fall eines Grundstücksdisputs, im Laufe dessen ein Beteiligter eine Kugel ins Bein abbekam. Der örtliche Schnapsbrenner mit seinem Neubau scheint der naheliegendste Verdächtige, aber erweist sich als wenig kooperativ, sodass die Kommissare einen großen Teil ihrer Zeit damit verbringen, ihm hinterherzulaufen. Gleichzeitig taucht eine Moorleiche auf, und rätselhafte Einschübe aus der Vergangenheit scheinen Anhaltspunkte darüber zu geben, wie sie ihr Ende fand.

Der Kriminalfall in diesem Roman ist nicht unbedingt der spannendste, und die Ermittlungen von Scholz und Schmälzle bleiben insgesamt ebenfalls ein wenig blutleer. Die große Stärke des Romans liegt jedoch nicht in seinen typischen Elemente, sondern darin, was ihn von anderen Vertretern des Genres unterscheidet: Das sind vor allem seine Charaktere und sein Stil. Schmälzle ist gebürtiger Karlsruher und damit als Badener in Schwaben eigentlich sowieso schon fremd. Zusätzlich ist er aber auch schwarz, was die Einheimischen immer wieder kommentieren. Schmälzle nimmt es meist mit Humor, und insgesamt ist der Ton des Romans eher leicht, aber dass ihm dieser Alltagsrassismus zusetzt, lässt er doch immer wieder durchblicken.

Der humorvolle, fast drehbuchartige Stil und die schnellen, oft leicht absurden Dialoge unterfüttern die ernsteren Töne des Buches mit dem nötigen Humor. Schmälzle als Veganer, der es mit der pflanzlichen Ernährung im Schwarzwald nicht immer leicht hat, Scholz als schwäbisches Urgestein, der mit dem Verdächtigen schon auch mal einen Kirschschnaps kippen kann, und die zupackende Assistentin Leonie, die eigentlich ebenso fester Bestandteil des Ermittler-Teams ist wie die Putzkraft Frau Meichle – nur eben inoffiziell. All diese Figuren bringen ihren ganz eigenen Charme und Witz mit und machen „Schwarzwälder Morde“ zu einer lohnenswerten, unterhaltsamen Lektüre, bei der man nur in Sachen Krimihandlung leichte Abstriche machen muss.