Potenzial verschenkt
Die dystopische Welt in der nicht allzu fernen Zukunft, in der der Roman spielt, ist reizvoll. Die Idee des Buches, eine Gesellschaft auszuleuchten, die sich nach dem Klimakollaps in abgeschotteten Siedlungen organisiert hat, hat enormes Potenzial. Auch die Hauptfigur, deren Job es ist, in die Rollen fremder Menschen zu schlüpfen, ist spannend. Leider kann der Roman dieses Potenzial nicht einlösen. Sprachlich bleibt die Schilderung dieser Welt zu konventionell. Auch fehlt es den Figuren an psychologischer Tiefe. Der Plot verliert sich vor allem im letzten Drittel in dem Versuch, verschiedene gesellschaftliche Themen anzusprechen, wobei diese überwiegend nur angerissen werden. Dass das Ende ins Surreale abdriftet, ist sogar noch das Interessanteste daran. Ein Roman muss keine Erklärungen abliefern, er darf sogar Fragen hinterlassen. Doch um einen dauerhaften Eindruck zu hinterlassen, bleibt der Text leider zu oberflächlich, die Stimmung verfliegt schnell. Einen zusätzlichen Punktabzug gibt es zudem für das KI-generierte Cover. Schade!