Famiglia all'Arrabbiata

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
suhani Avatar

Von

Mit Mamma Lucia habe ich mein erstes Sommerbuch dieses Jahr gelesen.
Ein Buch das mir das schlechte Wetter hier versüßt hat.
Henrike lebt mit ihrem Vater zusammen und betreibt eine Marzipanmanufaktur in Lübeck.
Leider ist nicht alles so rosig, denn der Pachtvertrag für ihr Laden läuft in kürze aus und Geld will auch nicht genug rein kommen, da hilft ihr auch die Tortenbestellung mit einer Marzipan-Barbie nicht weiter.
Ihr Vater ist ihr auch nicht gerade eine Hilfe, da er mit mehreren Ticks eher eine wandelnde Katastrophe ist. Die ständige Angst vor Keimen und Viren machen ihn zum Putzteufel, Nähe kann sie auch nicht von ihm erwarten, da er sich auch nicht zu körperlichen Berührungen überwinden kann. Aber das sind nur zwei Ticks von vielen.
Aber auch Henrike ist nicht frei von Ticks. Bei emotionalem Stress fängt es ihr in den Beinen an zu kribbeln und irgendwann kann sie dem Drang zu hüpfen nicht mehr unterdrücken. Außerdem bekommt sie immer Heißhunger in solchen Situationen und hat deswegen auch nicht gerade Modelmaße.
Zudem ist ihr italienischer Freund auch schon wieder in seine Heimat abgedüst - mal wieder ohne sie, wie immer.
Langsam hinterfragt sie ihre Beziehung zu Dario und ist sich nicht mehr sicher, ob sie ihn noch immer liebt, oder er sie.

Die Gedanken um Dario beschäftigen sie auch den ganzen Weg zu ihrem Kunden, als sie die bestellte Torte ausliefert und gerade dort angekommen bekommt sie die Hilfe-SMS von Dario.
Ab da ist nichts mehr so wie es war. Noch nie aus Lübeck raus, mit einen Vater der Flugangst hat, nicht mit der Bahn fahren kann und somit nur das Auto bleibt, macht sich Henrike auf den Weg nach Kalabrien.
Die Fahrt wird dementsprechend auch sehr chaotisch - und lang. Das Auto voller Gepäck und noch voller Reinigungs-und Desinfektionsmittel geht es einmal quer über die Landkarte nach Italien. Da ihr Vater aber ein sehr kultureller Mensch ist, fährt er immer wieder Umwege zu Orten die gar nicht eingeplant sind und so muss Henrike nicht nur mit ihrer Angst um Dario kämpfen, sondern auch noch mit der Fahrtroute ihres Vaters.
Als sie dann doch endlich auf dem Dorfplatz am Heimatort ihres Freundes ankommt, streiten sich grade zwei Frauen auf temperamentvolle, italienische Art. Eine davon ihre Schwiegermutter in spe ......

Ich will nun nicht das ganze Buch nacherzählen, nur soviel - es wird noch turbulent, denn nicht nur Henrike hat mit ihre italienische fast Schwiegerfamilie zu kämpfen, sondern auch ihr Vater hat so seine Probleme, denn auf einmal hat er gleich zwei Verehrerinnen, die sich um ihn bemühen.
Alles in allem hat mich das Buch richtig gut unterhalten.
Die Geschichte ist aus Henrikes Sicht geschrieben und doch war ich gleich mitten drin. Der Schreibstil ist locker, frisch und ich konnte mich gut in Henrike hineinversetzen. Aber auch alle anderen Protagonisten waren sehr sympathisch und brachten mir schönes Kopfkino. Manche mögen ja Henrikes und Hoimers Ticks für übertrieben halten, mir haben sie nur Spaß gemacht - genau wie Henrikes trockenen Humor, den sie in Sprüche und Gedanken immer wieder zum Vorschein brachte.
Wer hier jetzt einen Krimi vermutet, der liegt aber falsch. Sicher geht es hier auch um den Verbleib von Dario und Henrike muss sich schon auf eigene Faust auf die Suche machen, aber auf ihre Reise und der Aufenthalt bei der vermeintlichen Schwiegermutter lernt sie auch viel über sich und auch ihr Vater entwickelt sich auf einmal ganz neu.
Und doch schafft es Henrike mit ihren Gedanken auch meine Meinung über Dario zu beeinflussen und am Ende kommt es doch anders als Henrike UND ich es dachten.

Wie? - Na ich spoiler doch nicht! ;-)

Mein Fazit:
Eine frische und schwungvolle Sommerlektüre mit einigen Rätseln, in der die Protagonisten einige Erkenntnisse über sich selbst herausfindet und das alles unter der Sonne Italiens bei einer temperamentvollen "Famiglia all'arabiata" - allen voran Mamma Lucia.
Von mir eine Leseempfehlung für den Sommer!