Sechs Millionen Kekse im Jahr: Tourette-Tagebuch

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signalhill Avatar

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Jessica Thom leidet sehr unter dem Tourette-Syndrom. Vor allem die Tics und obszönen Ausdrücke, die sie immer wieder von sich gibt, machen sie zum Gespött und sind überall ein Problem. Viele Leute können eben nicht verstehen, dass sie nichts dagegen tun kann. In "Sechs Millionen Kekse im Jahr" hat sie ein Jahr lang aufgeschrieben, was ihr tagtäglich so alles passiert.

Besonders das Vorwort von Stephen Fry hat mir gut gefallen: ich habe die Leseprobe gelesen in der Hoffnung, dass ich ein wenig mehr erfahre über das Tourette-Syndrom. Leider ist dies nur in der Einleitung der Fall. Später gibt es nur die alltäglichen Geschichten der Patientin, die sehr leidet und die man auch bedauern kann, aber die Geschichten fand ich wiederum nicht allzu lesenswert, eher dann doch alltäglich. Wenn man einmal gelesen hat, wie es ihr in der Öffentlichkeit geht, so braucht man nicht immer mehr dieser Geschichten. Stattdessen würde es mich interessieren, von welchem Job zu welchem anderen Job sie gewechselt hat, wie sie auf der Uni klar kam, was sie studiert hat, wie Tourette-Patienten gut ins Arbeitsleben eingegliedert werden. Ich kann mir vorstellen, dass z.B. Jobs ohne Publikumsverkehr kein Problem wären. Und was studiert man als Tourette-Patient? Und vor allem: Wie kann man sich konzentrieren, wenn man doch ständig zuckt?

Kurz: Die spannenden Fragen wurden und werden wohl auch nicht behandelt. Schade. Von diesem Buch hatte ich so viel mehr erwartet. Ich bezweifle, dass meine Hoffnungen später im Buch noch erfüllt werden. Schon das Cover hätte vielleicht einen Hinweis geben können, dass ein Buch mit so einem ernsten und spannenden Thema hier doch eher seichte Kost ist. Respekt an die Autorin, die ihr Leben ganz toll meistert, aber als Buch zum Lesen ist es vielleicht nicht ganz mein Ding. Daher nur zwei Sterne.