Willkommen in Keks-Land

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regenprinz Avatar

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Die Leseprobe hat mich sehr beeindruckt. Bereits das Vorwort von Stephen Fry war ein guter Einstieg in die Thematik, da er ziemlich deutlich schilderte, wie das Tourette-Syndrom üblicherweise in den Medien dargestellt wird und wie die Menschen häufig lächerlich gemacht und bloßgestellt werden. Auch den Zusammenhang mit Sprache und bestimmten Gehirnregionen fand ich gut erklärt.
Dass Tourette für Nichtbetroffene schwer nachvollziehbar ist, zeigen die vielen Alltagsszenen, die Jessica beschreibt. Polizisten, Bahnbeamte, Passanten auf der Straße reagieren mit Unverständnis, weigern sich zu helfen, fordern "besseres Benehmen" ein - als ob sie ihre Tics steuern könnte oder absichtlich einsetzen würde. Manchmal kann sie auf blödes Verhalten anderer ziemlich souverän reagieren (z.B. in der Szene mit den Jugendlichen im Bus), manchmal ist sie davon überfordert (z.B. in der Bahnhofszene, als sie weint).
Ich habe vor allem auch mit großem Interesse gelesen, wie schwierig es für sie selbst ist, das wahrzunehmen, was sie gerade gesagt hat oder dass ihre Tics sogar "programmiert" werden konnten, als ihr Freund das mal getestet hat. Außerdem fand ich erstaunlich, wie klar und offen sie zwischen ihren Tics auch mit Fremden kommunizieren kann - was ihr bloß leider nichts nützt, wenn die andere Seite nur entgeistert auf die Tics starrt und den Rest nicht wahrnehmen will ...
Dass Jessica dieses Buch veröffentlicht hat und wir Tourettelosen nun die Chance haben, viel mehr zu verstehen, was es bedeutet, dieses Syndrom zu haben, finde ich großartig. Ich möchte sehr gern mehr über sie und ihr Leben erfahren! Und wenn viele andere das auch tun, könnte das in unserer Gesellschaft vielleicht endlich dazu beitragen, dass Menschen wie Jessica zukünftig mit mehr Respekt und Wertschätzung begegnet wird.