Faszinierend!

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Bei seiner Ahnenforschung stößt der Autor Graeme Macrae Burnet auf einen der faszinierendsten Fälle der schottischen Gerichtsgeschichte. Die gefundenen schriftlichen Aufzeichnungen des Beschuldigten, Zeugenaussagen und Zeitungsausschnitte verpackt er in einen ungewöhnlichen Psychothriller. Einzigartig wird das Buch durch die Tatsache, dass es sich hier um eine reale Tat handelt, die vor fast 150 Jahren begangen wurde.
Interessant war für mich , ebenfalls schon vom Autor angemerkt, die sprachliche Geschicktheit des siebzehnjährigen Täters, denn allein seine Aufzeichnungen, die wohl einen großen Teil des Buches füllen sollen, haben durch ihre Detailfülle schon literarischen Charakter. Großartig finde ich, lässt man mal den blutigen Aspekt weg, der sich in der LP noch nicht zeigt, das Eintauchen in die Geschichte. Keine Fiktion, die sich ein Autor über die Vergangenheit ausmalt, sondern die Darstellung des damaligen Lebens von einer realen Person, einem Zeitzeugen. Die Lebensumstände haben sich in den letzten siebzig Jahren so drastisch verändert, dass wir vieles aus heutiger Sicht so nicht mehr nachvollziehen können. Die harte Arbeit nur für essen und wohnen, jegliche Freuden oder Überschwenglichkeiten wurden, wenn nicht von der Obrigkeit, so doch von der Gemeinde und insbesondere von der Kirche als Laster und Sünde dargestellt. Sehr bezeichnend sind hier die Aussagen des Reverends. Er muss ein ordentlicher Neider und Missgünstling gewesen sein. Kein netter Mensch jedenfalls.
Eine Frage stellt sich mir allerdings noch, ist die Namensgleichheit des damaligen Täters und des heutigen Autors nur Zufall, oder handelt es sich um einen Vorfahren? Aus seinem Vorwort kann ich das leider nicht entnehmen.