Schottland 1869

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bavaria123 Avatar

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Als der siebzehnjährige Roderick Macrae ein grausames Blutbad im Haus seines tyrannischen Nachbarn Lachlan Mackenzie anrichtet, blickt ganz Schottland geschockt auf das verschlafene Bauerndorf Culduie. Roddy leugnet die Taten nicht. Doch was hat ihn zu seinem blutigen Verbrechen getrieben? Während Roddy im Gefängnis von Inverness auf seinen Prozess wartet, beginnt er seine Beweggründe für das Geschehene niederzuschreiben. Und auch die schlausten Ärzte und Kriminalanthropologen des Landes suchen nach Antworten.

Inverness ist die nördlichste Stadt in Schottland und liegt an der Mündung des Flusses Ness, der aus dem gleichnamigen Loch Ness kommt und in den Murray Firth also die Nordsee mündet. Dort war ich im Jahr 1990 und somit war ich auf das Buch von Graeme Macrae Burnet gespannt.

Das Cover gefällt mir sehr gut. Es passt absolut treffend zum Inhalt und hat auch durchaus etwas Auffälliges.

Auffällig ist auch die Art, wie der Autor an sein Projekt heran geht. Der Leser weiß, dass Roddy ein Mörder ist. Der Leser weiß ebenso, dass Lachlan Mackenzie, dessen Tochter und Sohn die Opfer sind. Auch wie sie ums Leben gebracht worden sind, ist kein Geheimnis. Was macht das Buch dann noch lesenswert?

Für mich war das auf jeden Fall zum einen die Schilderung des Lebens vor 150 Jahren in den schottischen Highlands. Und zum anderen die Darstellung der Anfänge der sich immer weiter entwickelnden Kriminalpsychologie und Gerichtsmedizin.

Anfangs empfand ich den Schreibstil von Graeme Macrae Burnet etwas gewöhnungsbedürftig. Aber nach einigen Seiten kommt man dann doch gut damit klar. Spezifische Begriffe werden auch erklärt.

Gewundert hat mich aber schon ein wenig, wie sich ein 17jähriger aus einem Bauerndorf mit nicht allzu hoher Bildung dann schriftlich ausgedrückt hat.. Das war für mich nicht ganz glaubwürdig. Und als es dann zur gerichtlichen Verarbeitung des Falles kam, fand ich manches dann doch durch Wiederholungen etwas langatmig.

Wer einen Thriller mit einer guten Portion Blut, wie es im Titel offeriert wird, erwartet, der ist aber sehr wahrscheinlich enttäuscht. Hier geht es eher um die Hintergründe der schrecklichen Tat.

Alles in allem isst es ein solides Buch, das sich gut lesen lässt. Aufgrund der leichten Langatmigkeit ziehe ich einen Stern ab und empfehle es aber zum Lesen für nicht zu blutrünstige Interessierte von historischen Lebensbeschreibungen und Entwicklungen in der Aufklärungsarbeit von Kriminalfällen.