Setzt sich im Kopf fest

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melail Avatar

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Ich möchte nicht so viel verraten, aber ich muss ehrlich sagen, ich bin mir nicht sicher, wie ich zu den Charakteren und der Geschichte stehe.

Am Anfang erscheint alles glasklar, aber es wird immer verworrener und am Ende des Buches wusste ich gar nicht mehr, was ich denken soll. Dadurch nimmt die Geschichte am Ende natürlich erzähltechnisch noch mal einiges an Fahrt auf. Trotzdem gibt es nichts, was mich total schockiert oder vom Hocker gerissen hat, und für mich eine 5 Sterne Bewertung rechtfertigen würde.

Denn letzten Endes ist die Spannung eigentlich wie man erwarten sollte: man erlebt die Geschichte eben nicht „live“ von Moment zu Moment mit, sondern eben „nach“. Dadurch stellt sich für mich kein wirkliches Mitfiebern ein. Man ist sich einfach während des ganzen Buches bewusst, dass alles schon geschehen ist. Ich hätte mir gewünscht, man würde etwas mehr „in den Moment gesogen“ werden.

Was mich jedoch überrascht hat, und das Buch für mich lesenswert macht, ist eben genau, dass man nicht weiß, was man denken soll. Deswegen glaube ich, der Autor spielt hier sehr bewusst und geschickt mit der Theorie eines unglaubwürdigen / nicht immer ehrlichen Erzählers, wenn er aus Roddys Perspektive schreib. Sagt er die Wahrheit? Ist wirklich alles so passiert? Man weiß es einfach nicht. Und genau aus diesem Grund bleibt einem das Buch doch noch Tage nach Leseende im Kopf.

Letzten Endes ist man als Leser eigentlich genau in der Rolle einer der Geschworenen beim Prozess. Man kann sich seine Meinung nur bilden, aufgrund der Dinge, die einem erzählt werden. Aber es wird einem sicherlich nicht alles erzählt und man wird nie wissen, was wirklich geschehen ist.
Das ist für mich die Stärke dieser Geschichte.