Ursachenforschung eines brutalen Mordes

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
obilot Avatar

Von

Der Autor Graeme Macrae Burnet bezieht sich in seinem Roman "Sein blutiges Projekt" auf einen Mordfall aus dem Jahr 1869. Für sein Werk steht er auf der Shortlist für den Man Booker Prize 2016.

Im Jahr 1869 ereignete sich in einem abgelegenen Ort Schottlands ein Mord an drei Menschen: Die Opfer sind ein 38-jähriger Constable, seine 15-jährige Tochter und sein dreijähriger Sohn, der Mörder ist ein 16-jähriger Bauernjunge. Die Opfer wurden brutal erschlagen. Der Täter Roderick Macrae ergibt sich nach der Bluttat seinen Nachbarn sofort als Mörder zu erkennen und bereut seine Tat nicht.

Der Autor trug in seinem Werk in erster Linie vorhandene Schriftstücke, wie Aussagen von Bewohnern, Zeitungsartikeln und eine Aufzeichnung des Täters zusammen. Im ersten Teil des Buches kommen einige Bewohner des Dörfchens Culduie zur Sprache, die sich über ihre Erfahrungen mit dem Täter äußern. Der Hauptteil besteht aus einer Abhandlung die Roderick Macrae angeblich selbst geschrieben haben soll. Danach folgt ein Auszug aus dem Werk J. Bruce Thomson, einer der ersten Kriminalpsychologen die es gab. Abschließend beschreibt der Autor den folgenden Prozess.

Im Verlauf des Romans sollen anhand der heute noch vorliegenden Dokumente die Beweggründe die zu dem Mord führten geklärt werden. Und in der Tat ergibt sich ein vielschichtiges Bild des Mörders, seines Dorfes samt dessen Bewohnern sowie des tyrannischen Nachbarn und späteren Mordopfers Lachlan Mackanzie. Sollte das Schriftstück im Haupteil wirklich von dem 16-jährigen Bauernjungen und nicht von seinem Anwalt stammen, so weist es diesen als außerordentlich sprachgewandt und intelligent aus. Es wird geschildert wie ständige Schikanen seitens Mackanzies und ein immer weiter anschwellender Streit schließlich in einer Tragödie für beide Seiten endeten.

Ein wahrer und sehr bedrückender Roman der letzten Endes nur Verlierer zurücklässt und uns in die Zeit des Beginns der Kriminalpsychologie blicken lässt; aus heutiger Sicht mit teilweise irritierenden Einblicken. So wird z. B. auf eine Verbrecherrasse verwiesen und Täter werden anhand äußerer Merkmale als kriminell veranlagte Menschen klassifiziert.

Fazit: Ein spannendes, bedrückendes und dennoch sehr interessantes und lesenswertes Werk.