Zwillingschwestern - Zwillingsstädte

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buecherseipi Avatar

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Darum geht‘s:
Ärztin Johanna kommt nach Jahren in der Stadt in ihr Heimatdorf zurück und übernimmt sowohl die väterliche Arztpraxis als auch das Elternhaus. Durch ihre Rückkehr nach Hallstatt kommt sie ihrer Zwillingsschwester Doris, einer Tischlerin, wieder näher.
Auch der Chinese „Patrick“, ein chinesischer Strategieberater, kehrt nach Österreich zurück. Hier hat er bereits Teile seiner Kindheit verbracht. Er soll für Investoren das idyllische Dörfchen, das von Touristenfluten überschwemmt wird, ausspionieren, damit es detailgetreu in China nachgebaut werden kann. Als der Hallstatt-Nachbau tatsächlich umgesetzt wird und den Weg in die Presse findet, sind die Einwohner Hallstatts fassungslos. Die Zwillingsschwestern beschließen, sich das Ganze mal vor Ort anzuschauen und brechen auf nach Asien…
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Und dann gibt es da noch die slowenische Einwandererfamilie mit Vater Andrej, Mutter Maria und den beiden Töchtern. Sie immigrieren nach Hallstatt, um zur Ruhe zu finden und renovieren ein kleines Bauernhaus.

Dieser dritte Erzählstrang war für mich einigermaßen überflüssig, da er die Geschichte meiner Meinung nach nur nebenbei ein wenig berührt und auch keine zusätzliche Tiefe gibt. Die Charaktere und das Leben der Schwestern sind toll ausgearbeitet und die beiden Frauen kommen richtig sympathisch rüber, obwohl die Autorin ihnen Ecken und Kanten und somit auch eine schöne Tiefe gegeben hat.

In die Geschichte an sich bin ich recht schwer reingekommen, denn die einzelnen Erzählstränge wechseln teilweise innerhalb eines Kapitels. Sie enthalten Traumsequenzen, die ich als solche erst spät erkennen konnte und der Zeitraum der Handlungen ist für mich schwer greifbar.
Für mich hat auch die Verbindung zum „zweiten Hallstatt“ etwas gefehlt, denn die Erzählsequenzen mit „Patrick“ waren mir zu wenig eingängig und der Besuch der beiden Schwestern findet auch erst relativ spät statt. Das hatte ich nach der Beschreibung anders erwartet…

Toll fand ich dagegen den Schreibstil von Dominika Meindl. Ihre Formulierungen und Beschreibungen haben mich oft schmunzeln lassen. Hier ein kleines Beispiel:
„Ihre Augen tranken die Schönheit wie kaltes Bier (Johanna war mit dem Vergleich unzufrieden, aber ein besserer war ihr nicht eingefallen).“ (S. 72)

Auch schön:
„Darüber im Klettersteig steht eine lückenlose Kette an Bergsteigern, in ihrer Multifunktionskleidung leuchten sie wie Feuerwanzen. Wenn der Wind stillhält, hört man das Dröhnen und Wühlen des Baggers. Die drei Schlepplifte unter ihnen spannen sich wie Zahnspangen.“ (S. 124)
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Fazit:
Es ist schön in Österreich, Overtourism ist für die Einheimischen nicht schön und führt zu interessanten Auswüchsen. Am meisten mochte ich die Schwestern, hier hätte ich mir noch ein bisschen mehr Details gewünscht. Nett für zwischendurch, nicht mehr und nicht weniger.