Gelungener Einstieg ins Thema

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
soleil Avatar

Von

Meinung
Pépins Philosophie der Zuversicht kommt als kleines, handliches Hardcover daher, das optisch eine Menge hermacht. Bereits in der Inhaltsangabe wird der Leser direkt angesprochen, wenn die einzelnen zehn Kapitel in etwa gebieten und empfehlen: Höre auf Dich selbst, Schreite zur Tat oder Bewundere. Denn von nichts kommt nichts – ein großes Thema bei Pépin. Wie entsteht Selbstvertrauen und wie kann es gestärkt werden? Hier beginnt der Autor am Anfang, nämlich in der Kindheit und führt verschiedene Persönlichkeiten an wie die Williams-Schwestern oder Madonna. Die einen vom Vater zum Tennis gebracht und durch ihn und sein Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu Spitzensportlerinnen gemacht, die andere früh zur Halbwaise geworden, aber ebenfalls durch das Vertrauen eines anderen in ihren Fähigkeiten bestärkt. Das meiste Selbstvertrauen aber können wir uns selbst entgegenbringen und wie genau, beschreibt Pépin sehr anschaulich, aber nie langweilig. Er kreist dabei den entscheidenden Punkt zunächst von außen her ein, bis er quasi herabstößt und den Punkt der Punkte trifft. Wir müssen unsere Besonderheit finden, sie nicht mehr loslassen und dann üben, üben, üben. Selbstvertrauen durch Tun schaffen.
Aber nicht nur Vertrauen in uns ist wichtig, sondern ebenfalls das Vertrauen in unser Umfeld und die Welt. Was gar nicht so einfach ist, wenn z.B. (soziale) Medien unsere Wahrnehmung massiv beeinflussen und uns etwas vorgaukeln, das es so vermutlich gar nicht gibt. Dinge, die früher kaum relevant waren, werden nun mit einem Mausklick oder mittels der Fernbedienung ins eigene Wohnzimmer transportiert. Leider fehlt es auch an echten Vorbildern, viele sog. Promis werden durch Quantität, nicht Qualität und zudem für eine Rolle ausgewählt. Pépin schreibt, das sei so, damit möglichst viele Menschen sich mit ihnen assoziieren können. Wohin es führt, wenn Leute dadurch quasi nicht mehr nach Höherem streben, weil auch Mittelmäßigkeit oder schlimmer: Belanglosigkeit mit großer Oberweite etwas (Zweifelhaftes) erreichen kann, ist bereits nach wenigen Jahren deutlich zu sehen. Überhaupt greift der Autor viele philosophische, sozialwissenschaftliche und psychologische Themen auf, die er aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und neu verknüpft hat – eine ausführliche Literaturliste rundet das sehr gelungene Werk ab. Hier zeigt sich dann spätestens, dass das gesamte Thema sehr viel weitreichender ist, als es in knapp zweihundertzwanzig Seiten dargelegt werden könnte. Doch Pépin hat einen soliden, sehr gut zu lesenden Überblick gegeben, von dem aus Interessierte sich dann in weitere Werke einlesen können.
„Sich selbst vertrauen: Kleine Philosophie der Zuversicht“ ist vor allem für Leser zu empfehlen, die einmal über sich und ihr Leben, Handeln, Tun reflektieren möchten oder einen Einstieg in das komplexe Thema suchen. Ein wenig Allgemeinwissen in literarischer Form schadet im Vorfeld übrigens nicht.