Dühnfort in Hochform

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Bei der jährlichen Polizeihunde-Prüfung der Münchener Kripo findet an einem ungemütlichen November-Tag eine Leichenspürhündin zufällig eine Leiche. Die Prüfungskommission hatte diesen Fund sicherlich nicht für die Suchhunde präpariert; die Leiche war kurz zuvor im Sturm durch einen stürzenden alten Baum freigelegt worden. Mit der Ermittlung der Familienverhältnisse der Toten sucht Dühnfort im 8. Band der Reihe zugleich nach denkbaren Verknüpfungen zwischen dem Opfer und seinem möglichen Mörder. Wichtiges Indiz ist eine bei der Toten gefundene Figur, auf die sich u. a. der Buchtitel bezieht. Konstantin Dühnfort ermittelt, dass die Tote von ihren Angehörigen nicht als vermisst gemeldet wurde und man sich ihr Verschwinden reichlich hastig mit ihren Schulden erklärte. Für Dühnfort und seine frisch angetraute Frau Gina sind ungeklärte Kriminalfälle vertrautes Gebiet, da Gina bei der Kripo im Team für Cold Cases tätig ist. In einem parallelen Handlungsfaden gerät eine weitere junge Frau in finanzielle Schwierigkeiten. Inge Löhnigs Leser können nun gespannt mit fiebern, ob Dühnfort die Zusammenhänge schnell genug durchschaut, um den Täter festzusetzen und weitere Opfer zu verhindern. Mehrere Fährten zum Täter werden ausgelegt und fast bis zum Schluss des Romans offen gehalten, indem die Autorin Lösungsmöglichkeiten skizziert und zugleich Zweifel daran sät. Auch das Privatleben von Dühnfort und Gina findet Beachtung, in dem aktuell nicht nur Freude und Sonnenschein herrschen. Bis zur Lösung des Falls kommt es zu einigen überraschenden, aber durchaus glaubwürdigen Wendungen. Ob Dühnfort auf seinen Instinkt vertraut oder mit Wahrscheinlichkeiten jongliert - bei jedem Lösungsansatz habe ich befürchtet, dass er auf der falschen Fährte sein könnte und Täter oder Täterin ungeschoren davonkommen würden.

Löhnigs Figuren können in einem komplexen Plot jede nur ihre eigene Wahrheit anerkennen, was sie für mich sehr menschlich gemacht hat. In ihre Alltagprobleme konnte ich mich gut hineinversetzen. Erst die Familienkonflikte und Beziehungsmuster machen die Handelnden zu Opfern, Tätern oder Zeugen. Sehr ansprechend fand ich die Genauigkeit, mit der Schauplätze und persönliche Eigenheiten geschildert wurden; besonders die Charakterisierung von Nebenfiguren und Darstellung ihrer Berufe. Wie Jutta Probst per Weichteilrekonstruktion ein Phantombild einer jahrealten Leiche erstellt, verdeutlicht z. B., wie Spezialisten in ein Ermittler-Team eingebunden werden. Auch wenn ich noch nicht alle Dühnfort-Bände gelesen habe, lief mein Einstieg in den neuesten Band problemlos.