Ein erneuter Perspektivenwechsel

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horrorbiene Avatar

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Sieh nichts Böses ist nun mehr der achte Teil einer Krimi-Reihe um den Kriminalhauptkommissar Konstantin Dühnfort, der in München angesiedelt ist. Zählt man Gedenke mein mit, welches aus Ginas Perspektive geschrieben ist, dann wäre dies der neunte Teil. Eine vollständige Auflistung erfolgt unten. Diese Rezension enthält Spoiler zu den zwischenmenschlichen Beziehungen der Hauptcharaktere aus den vorangegangenen Bänden.


Nachdem Löhnig ihr letztes Buch dieser Reihe aus Ginas Sicht geschrieben hat, ist dieses klassisch wieder aus Dühnforts Sicht. Ich hatte immer gehofft, dass die beiden Mordkommissionen irgendwann einmal einen gemeinsamen Fall bearbeiten müssen, doch dazu kam es auch in diesem Band leider nicht, obwohl ich zwischendrin durchaus Hoffnungen hatte.
Der Fall entwickelt sich recht langsam, was auch daran liegt, dass die Leiche bereits ein paar Jahre lag, bevor sie durch Zufall gefunden wurde. Dühnfort ermittelt in mehrere Richtungen und Löhnig hat es wieder geschafft durch gezieltes in Szene setzen mehrerer Personen, dem Leser mehrere Verdächtige zu präsentieren, so dass ich gemeinsam mit Dühnfort ermitteln konnte. Dabei wird ein Thema immer wieder angesprochen, was nach wie vor hoch aktuell ist: häusliche Gewalt in mehreren Formen. Löhnig zeigt dies stets aus der Sicht der Nebencharaktere, so dass man als Leser die vielfältigen Gefühle der Opfer und deren Verarbeitungsstrategien gezeigt bekommt. Dies finde ich überaus gelungen. Später wurde es im Fall akut brenzliger und damit spannender. Schön ist auch, dass es einen Epilog gibt, so dass man auch erfährt, was aus den Nebencharakteren wird.
Wie immer gibt es auch "Dühnfort privat" und diesmal steht Ginas Schwangerschaft im Mittelpunkt. Was ich an den beiden Charakteren so schätze ist, dass sie natürlich sind. Sicher gibt es stressige Zeiten, aber die beiden lasten sich das nicht an. Außerdem haben sie außer ihrem hohen Koffeinkonsum keine Laster: Niemand raucht, niemand trinkt oder wird gewaltätig. So macht das Lesen eines Krimis Spaß. Wenn bei einer Krimi-Serie die Ermittler allzu kaputt sind und nicht die Kurve bekommen, mag ich sie nicht gern lesen.
Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass es noch viele Bücher aus dieser Serie gibt, bei denen die Hauptperson von Buch zu Buch wechselt. Das macht die Serie abwechslungsreich und spannend. Vor allem aber macht es die zwischenmenschlichen Beziehungen der Ermittler noch plastischer und darauf lege ich bei guten Krimis viel Wert! Und vielleicht schneiden sich aktueller Fall und "cold case" ja doch noch.

Fazit: Sieh nichts Böses ist wieder aus Dühnforts Sicht geschrieben und wieder auf allen Ebenen gelungen. Der Fall beginnt recht langsam, wird gegen Ende jedoch sehr spannend. Als Haupthema steht diesmal häusliche Gewalt im Mittelpunkt. Ich würde mich freuen, wenn die Serie weiterhin so abgwechslungsreich fortgeführt wird, wie Frau Löhnig das bisher auch getan hat!