Kultverdächtig

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lunamonique Avatar

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„Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb“ von Autor Mick Herron bildet den Auftakt zur Thrillerreihe. Die in London spielende Jackson-Lamb-Serie wurde unter anderem mit dem „CWA Gold Dagger for Best Crime Novel“, „Steel Dagger for Best Thriller“ und „Ellery Queen Readers Award“ ausgezeichnet.

MI5-Agent River Cartwright landet nach einer folgenschweren Verwechslung und verpatzten Verfolgungsjagd im Slough House mit wenig Aussicht, es jemals zurück in die MI5-Zentrale Regent's Park zu schaffen. Jackson Lambs Team, die Slow Horses, gelten allesamt als Looser und stehen ganz unten auf der Karriereleiter. Dabei würden sie jede Herausforderung annehmen.

Der temporeiche Einstieg mit Rivers schicksalhaftem Fall ist gelungen. Bei der anschließenden Vorstellung von Jackson Lamb und der einzelnen Slow Horses-Charaktere nimmt sich Autor Mick Herron zu viel Zeit. MI5-Agenten zu langweiligen und teils sinnlosen Bürojobs verdonnert. In jedem Mitglied des Teams brodelt es. Alle gieren nach einem Fall. Einzig allein Sid scheint noch ein bisschen im Spiel zu sein. Was hat sie ins Slough House geführt? Nach dem rasanten Einstieg wird zu viel Tempo raus genommen. Interessant bleiben die einzelnen Schicksale der Slow Horses. Jeder trumpft mit anderen Charaktereigenschaften und Talenten auf. Alle sind ruhelos. Es fällt ihnen schwer, sich mit dem Abstellgleis zufrieden zu geben. Es lässt sich erahnen, dass sie zusammen kniffelige Fälle lösen können. River Cartwright und Jackson Lamb entwickeln sich zu den zentralen Hauptfiguren. Slough House-Chef Lamb wird von seinem Team und von seinen Gegnern unterschätzt. Erst im letzten Buchdrittel nehmen Action, Tempo und Spannung zu. Jackson Lamb agiert undurchsichtig und beweist seine Intelligenz. Autor Mick Herron hat mit ihm einen ungewöhnlichen und vielschichtigen Charakter geschaffen. Alle Protagonisten wirken im Laufe der Geschichte immer realer. Die Slow Horses erwachen aus ihrer Lethargie. Wie River und Jackson überrascht auch Catherine Standish. Die Ereignisse überschlagen sich. Eine Überraschung jagt die nächste. Die Wendungen sind grandios gelungen. Der Plot zeigt immer mehr seine Stärke. Wer wird in die Enge getrieben? Kann eine Katastrophe verhindert werden? Was ist Lüge, was Wahrheit? Längst ist nichts mehr sicher. Humor blitzt durch zwischen den abwechselnden Gefahren. Auch das Ende setzt noch einen drauf. Die Neugierde auf Band 2 und den nächsten Fall der Slow Horses ist geweckt.

Das Cover ist Understatement. Viel zu klein geraten sind Titel und Untertitel. Auch die Farben wirken viel zu zurückhaltend. „Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb“ entpuppt sich als würdiger Auftakt zur Jackson-Lamb-Reihe. Über das einzige Manko, dem streckenweise niedrigen Tempo, sieht man im Nachhinein gerne hinweg. Die Charaktere tragen noch viele weitere Bände und überraschende Wendungen werden mitreißen. Autor Mick Herron spielt in der ersten Liga.