Die kopflose Braut

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elke17 Avatar

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Zwiespältig, sehr zwiespältig lässt mich diese Leseprobe von Inge Löhnings "So unselig schön" zurück. Aber jetzt der Reihe nach:

Im Prolog wird ein Maler beschrieben, der ein Bild komponiert: Ein weißer Torso im Zentrum, flankiert von einer Schale Erdbeeren und Tulpen, die offensichtlich eine tiefere Bedeutung haben, die sich dem Leser aber noch nicht erschliesst. Und zur Entspannung hört er Streichquartette und trinkt Grappa...

Dann betritt Vicki Senger die Bühne, eine flippige junge Frau, die sich nicht um Konventionen schert, wohl auch eine bewegte Vergangenheit hat und nun Azubi in einem Reisebüro ist. In ihrer Freizeit ist sie als Urban Explorer mit der Kamera in Abbruchhäusern und stillgelegten Fabriken unterwegs und fängt in ihren Bildern die Schönheit der Vergänglichkeit ein. Bei einem ihrer Shootings in einer alten Brauerei findet sie eine Leiche, die in schwarze Folie eingewickelt ist und alamiert daraufhin die Polizei.

Nun haben Kommissar Dühnfort und sein Team ihren Auftritt: Gina und Alois, seine Kollegen, Frank Buchholz, der Leiter der SpuSi und die Rechtsmedizinerin Dr. Ursula Weidenbach, die feststellt, dass die Leiche wohl von einem Profi geköpft wurde und das Verbrechen vor maximal drei Tagen verübt wurde...

Das ist die grobe Rahmenhandlung, wie sie aus der Leseprobe ersichtlich ist. Ja, und die Geschichte hat offensichtlich Potential: Welchen Bezug hat der Maler zu dem Mordsfall? Wer ist die "kopflose Braut" und warum wurde sie getötet? Was hat es mit Adrian, Vickis Freund, und Paris auf sich? Wird es Konstantin Dühnfort gelingen, seine Dämonen zu besiegen und die Schuldgefühle zu bewältigen, die er Gina gegenüber hat?

Das macht auf alle Fälle neugierig auf das Buch. Ebenso haben mir die Beschreibungen des Personals im Reisebüro sehr gut gefallen, insbesondere Clara, die Chefin und auch Vicki, eine sehr interessante Figur. Aaaaber - stellenweise hat Frau Löhnig doch etwas dick aufgetragen und überambitioniert beschrieben. Da wäre etwas weniger meiner Meinung nach wirklich mehr gewesen. Und was überhaupt nicht geht, ist die Einarbeitung von ausgelutschten Werbeslogans in literarischen Texten, und auch ein Krimi ist ein solcher: "Vicki...bemerkte bei dieser Gelegenheit, dass ihr Deo versagt hatte" - ist das für den Fortgang der Handlung von Interesse? Wen interessiert's, ob sie schwitzt oder nicht? Das finde ich einfach ärgerlich, denn die Autorin kann schreiben, versteht ihr Handwerk und hat solche Zeilenfüllerei absolut nicht nötig.

Nichtsdestotrotz würde ich das Buch gerne lesen, um zu sehen, was sie aus den bisher thematisierten Fragezeichen macht, und ob sie es schafft, eine spannende Geschichte daraus zu komponieren.