Starke Charaktere lassen den Mord beinahe verblassen

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In "So unselig schön" findet die junge Vicky beim Fotografieren eines alten Brauereigebäudes eine Leiche; eine schöne Frau, deren Kopf makellos abgetrennt wurde. Die Polizei ermittelt und Vicky fängt an, auf eigene Faust nach dem Mörder zu suchen.

"So unselig schön" beginnt mit einem in sanfter, bildhafter Sprache geschriebenen Prolog über einen Maler, der zunächst nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun zu haben scheint. Stattdessen wird dem Leser Vicky vorgestellt, ein junges, lockeres, kreatives Mädchen mit einer harten Vergangenheit, die - wie sie selbst sagt - "irritieren will". Die Autorin schlägt hierbei einen schnelleren, weniger bildhafteren Schreibstil ein und auch die Beschreibung aus Sicht des Kommissars ist weniger bildhaft. Schade eigentlich, denn die sanfte Sprache aus dem Prolog hätte den Krimi sicher besser von anderen abgegrenzt.

Interessant wird es, als der Leser Teile aus Vickys Vergangenheit erfährt, die alles andere als bilderbuchmäßig verlaufen sein muss. Sie hat auf der Straße gelebt, mehrere Einträge in ihrer Polizeiakte und versucht jetzt, sich mit einer Ausbildung ein neues Leben aufzubauen. Durch ihre Polizeiakte wird sie jedoch beim Fund der Leiche auch mit Vorurteilen konfrontiert, so entsteht eine interessante Figurenkonstellation. Auch der Kommissar hat eine bewegte Vergangenheit und lässt vermuten, dass der Leser sowohl von seiner als auch von Vickys Geschichte noch mehr Details zu lesen bekommt. Das gibt dem Krimi eine weitere, persönlichere Dimension, die über den Kriminalfall hinaus geht und zusätzlich die Spannung erhöht.

Insgesamt ein gelungener Anfang eines Krimis, der allerdings mehr Lust auf die Geschichte der Charaktere, als auf die Hintergründe des Mordes macht.