Unseliger Titel, schöner Roman

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buecherfan.wit Avatar

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Die Autorin Inge Löhnig habe ich durch vorablesen kennengelernt und nach "In weißer Stille" sofort auch "Der Sünde Sold" gelesen. Ich finde ihre Romane so gut, dass ich sehr gespannt auf den neuen Titel war.

Die Leseprobe beginnt mit einem Prolog. Ein Maler malt nach einer Vorlage ein Stillleben mit Erdbeeren und Tulpen und sieht in ihnen Symbole für Schönheit und Vergänglichkeit angesichts des Todes. Todesmetaphern - eine Vase ist für den Maler ein "Sarg aus Kristall", Hinweise auf Kälte und Musik, die sich "zu einem unheilschwangeren Brausen" entwickelt, schaffen eine düstere Atmosphäre und zeigen, dass mit dem Künstler etwas nicht stimmt, dass sich etwas Furchtbares anbahnt: Hoffnung ist trügerisch, es gibt keine Rettung.

Im ersten Kapitel wird  die junge Vicki Senger vorgestellt. Sie ist Auszubildende in einem Reisebüro und Hobbyfotografin, die ihre Urban-Exploring-Fotos ins Netz stellt, Bilder von verlassenen Fabrikruinen. Sie hat eine bewegte Vergangenheit, aber eine verständnisvolle Chefin, die ihr hilft, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Vicki findet bei ihrem zweiten Besuch in einer verlassenen alten Brauerei eine Frauenleiche. Sie ruft die Polizei. Hier kommt Kriminalhauptkommissar Konstantin Dühnfort mit seinen Mitarbeitern Gina und Alois ins Spiel. Zusammen mit Frank Buchholz, dem Leiter der Spurensicherung, und unterstützt von der Rechtsmedizinerin Dr. Ursula Weidenbach nehmen sie die Ermittlungen auf.  

Bis zum Ende der Leseprobe passiert bis auf den Fund der kopflosen Frauenleiche nichts Außergewöhnliches. Der Einstieg in den Roman ist dennoch spannend und gut lesbar. Konstantin Dühnfort und seine Mitarbeiter sind dem Leser vertraut oder werden es sehr schnell. Die junge unangepasste Victoria Senger mit ihrer problematischen Vorgeschichte ist eine interessante Protagonistin, die laut Klappentext auf eigene Faust ermitteln wird. Der Leser glaubt hier schon, mehr zu wissen als alle anderen: Der Maler aus dem Prolog ist ausgesprochen verdächtig und könnte mit dem Mord oder einer Serie von Morden zu tun haben. Darüber möchte man nach den ersten vierzig Seiten mehr wissen.