Falschen Fokus gelegt

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athene1989 Avatar

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„Someone like you“ von Jenny Holiday ist der Nachfolger von „Still into you“, lässt sich aber eigenständig lesen, da alle Geschichten in sich geschlossen sind. Der Leser erfährt nur minimal Dinge, die im vorherigen Buch vorgekommen sind, aber vieles wird so erklärt, dass Neulinge alles ohne Probleme verstehen können.
Nachdem ich den Vorgänger zwar ganz okay fand, mir aber die Chemie zwischen Eve und Sawyer gefehlt hatte, wollte ich diesem Buch eine Chance geben, da mir Jack schon dort recht gut gefallen hatte, auch aufgrund seiner tragischen Vergangenheit. Leider fand ich auch dieses Buch nicht sonderlich gut gelungen und sogar schwächer, wenn auch aus anderen Gründen. Der Schreibstil ist sehr locker, manchmal ein wenig zu sehr. Da hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich mich mit meiner besten Freundin unterhalte und kein Buch lese. Meistens ging es, aber an einigen Stellen fand ich das dann doch recht unpassend.
Die Chemie zwischen Jack und Nora, einer Ärztin, die ganz neu nach Moonflower Bay gekommen ist, war durchaus gegeben, allerdings war mir diese oft zu rein körperlich. Ich hätte mir zwischen den beiden mehr Gespräche gewünscht, die tiefer gehen. Ein paar davon gab es durchaus, zum Beispiel wenn Jack ihr von seinem toten Sohn Jude erzählt hat, aber abgesehen von diesem Thema, Exfreunde und ihren Familien gab es sonst an sich keine wirklichen Gespräche und das fand ich schade. Das lag aber vielleicht auch daran, dass die Zeitsprünge oft zu groß waren. Die Zeit ist dort unglaublich schnell vergangen, was ich einerseits gut finde, da dann die Liebe realistischer wirkt, weil sie so mehr Zeit haben, sich richtig kennen- und lieben zu lernen, aber andererseits hatte ich oft das Gefühl, dass einfach viel fehlt, um mehr zu erfahren, die Verbindung besser zu verstehen. Stattdessen waren die Sexszenen extrem ausführlich, die eine Zeitlang auch viel zu häufig vorkamen, sodass ich schon fast das Gefühl hatte einen Erotikroman zu lesen. Mir hätten mehr Kennenlernszenen bessergefallen als all diese Bettgeschichten. Da wurde leider viel Potential verschwendet, vor allem weil sowohl Nora als auch Jack recht interessante Charaktere waren, die ziemlich viel gemeinsam hatten. Leider wurde Jack oft auch sehr charakteruntypisch. Denn an sich ist er ein ruhiger Kerl mit großem Herz. Er hilft gerne, ist aber sehr schweigsam und sagt an sich nur was, wenn es wichtig ist. Und hier wurde er teilweise echt zur Plaudertasche. Natürlich ist mir bewusst, dass ein Buch mit einem sehr ruhigen, fast schon stummen Protagonisten etwas schwieriger ist, aber so ist Jack eben und wie er hier manchmal gestaltet wurde, fand ich schade und nicht gut gelungen. Das Cover passt auch überhaupt nicht, da die dargestellten Charaktere vom Aussehen her null mit den Protagonisten gemeinsam haben. Das wird aber nicht in meine Bewertung miteinfließen.
Da ich dem ersten Teil drei Sterne gegeben habe und diesen hier schwächer fand, gebe ich „Someone like you“ zweieinhalb. Auf Portalen, auf denen es keine halben Sterne gibt, runde aber auf drei auf, da mir zwei doch etwas zu streng vorkommen. Aber die Autorin hätte mehr den Fokus auf Gespräche und die Charaktere legen sollen, anstatt auf zu viele und zu detaillierte Bettszenen.