Als die Hippies in den Startlöchern steckten

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kleine hexe Avatar

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Stellt Euch vor, ihr seid jung, verbringt einige Zeit auf einer griechischen Insel, umgeben von anderen jungen Leuten, und Jahre später stellt ihr fest, diese jungen Leute sind Menschen die dieses Jahrzehnt geprägt haben, sie sind Schriftsteller, Dichter, Fotografen, Maler, Liedermacher. Sie kommen von überall her, Australien, England, Norwegen, Kanada. Sie bilden eine Gemeinschaft auf dieser Insel, die Expats, sie lieben sich, sie streiten sich, sie schreiben, dichten, singen, trinken, malen, ab und zu kiffen sie. Aber vor allem: sie sind jung, haben sich von der Generation ihrer Eltern und vom Krieg losgelöst, denn es ist der Anfang eines neuen Jahrzehnts, wir schreiben das Jahr 1960. Die Männer beginnen die Haare länger zu tragen, die Frauen trauen sich gegen Väter oder Ehemänner aufzulehnen, sie merken, sie haben ein Recht auf ein eigenes Leben, eigenes Schaffen. Das Leben auf Hydra, unweit von Piräus ist nicht leicht für die Expats. Und doch ist es sehr fruchtbar für ihr künstlerisches Schaffen.
Da sind einmal die Australier George Johnston und seine Frau Charmian Clift. Sie sind Schriftsteller, Bohémiens, führen auf Hydra ein offenes Haus, beherbergen viele andere Expats, unter anderem auch Erica, die junge Engländerin, aus deren Sicht das eine Jahr auf Hydra beschrieben wird. Sie erlebt wie die Ehe zwischen dem norwegischen Schriftsteller Axel Jensen und Marianne Ihlen zerbricht, wie die Liebe zwischen Marianne Ihlen und Leonard Cohen ihren Anfang nimmt. Erica lernt Gregory Corso, einen amerikanischen Dichter und Freund von Leonard Cohen kennen, den Fotografen James Burkes, den amerikanischen Schriftsteller Gordon Merrick, den Neuseeländer Redmond „Bim“ Wallis“ und noch einige andere.
Das Leben auf Hydra ist nicht einfach damals, 1960, kein fließendes Wasser, kein elektrischer Strom, die Insel selbst ist steinig und felsig, die Treppen bestimmen das Straßenbild.
Polly Samson lässt uns am Leben dieser Künstler teilhaben, zeigt sie in all ihrer Jugend, mit ihren Sorgen, Nöten, Ängsten, aber auch mit ihrer unglaublichen Lebensfreude und Lebensbejahung. Die Zeit auf Hydra wird für die Künstlerkolonie zu einer formativen Zeit, hier und jetzt wird der Grundstein gelegt für ihr späteres künstlerisches Schaffen und Wirken, auch wenn einige von Ihnen schon vorher, ihre Frühwerke veröffentlicht sehen.
Manchmal liest sich das Buch wie ein Tagebuch, dann wieder wie ein Roman über die Liebe all der Expats, ihrer Dramen, ihre offenen oder unterschwelligen Streitigkeiten. Es muss schön und berauschend damals, auf Hydra gewesen sein.