Ich verändere mich – ich bleibe gleich

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gerwine ogbuagu Avatar

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Ein „Theater der Träumer“ erleben wir in dieser Geschichte, so wie Erica sie erlebte:“…die weißen Häuser, der halbmondförmige Hafen: Man brauchte einen Moment, um zu glauben, dass es real war. Mir ging das Herz auf, und ich wünschte mir Flügel, wollte den verbleibenden Weg fliegen.“ So beschreibt Samson die Ankunft immer wieder auf Hydra. So heißt das Buch im Original „A Theatre for dreamers.“ Dies ist nicht nur ein Erinnerungsbuch – Erinnerungen an einen Sommer mit Freunden, berühmten Freunden. Es ist eine Ode an die Freude, an die Sinnlichkeit, an das Leben im Augenblick. Einfach leben.
Wir lesen von den Erinnerungen an die Kindheit und Jugend in London mit ihren Eltern – diese beschreibt die Erzählerin einfühlsam. Sie und ihr Bruder stehen der sterbenden Mutter monatelang zur Seite. Ihrer Tochter gab sie als letzten Rat „Gönn dir ein paar Abenteuer! – Wage zu träumen.“
Ein Päckchen von einer früheren Freundin der Mutter, das ein besonderes Buch enthält, wird die Erzählerin befreien. Sie, ihr Freund Jimmy und ihr Bruder mit seiner Freundin folgen dem Ziel der im Buch beschriebenen Insel - Hydra.
Wer durch die 60er und 70er Jahre gelebt hat. Wer die Hippie Bewegung verfolgt hat, wer sogar Teil davon war und wer auch auf einer griechischen Insel eine Zeit verbracht hat, wird sich wiederfinden in der Gesellschaft der Charaktere dieses opulenten, bildhaften Romans.
Auf wen dies alles nicht zutrifft – ja auch solche Leser werden den neuen Roman von Polly Samson genießen. Sie treffen bekannte Persönlichkeiten wie Leonard Cohen wieder. Jede Seite erscheint wie ein Blick in das Leben dieser verschiedenen und diffizilen Persönlichkeiten. Auch andere Künstler – Maler, Sänger, Schriftsteller werden Zeuge dieses oft schwierigen Lebens in Haushalten, wo es zwar mehr als genug zu essen und trinken gibt, denen es aber an hygienischen Verhältnissen fehlt. Wer so verliebt ist wie fast alle hier, kann dies durchaus aushalten. Von Leonhard Cohen stammt die Aussage: „Letzen Endes sind alle erfundenen Figuren nur eine Allegorie, eine Metapher für die menschliche Erfahrung.“
So ist es und diese Erfahrungen des kommunalen Lebens, die festgehalten sind, machen wir mit den Protagonisten der Geschichte. Nicht alle sind erfunden, viele haben gelebt und leben noch.
Ein Sommer der Träumer auf der Insel Hydra. Unwiederholbar, aber unvergessen.
Der Schreibstil Polly Samsons ist überaus originell, lebendig, voller wunderbarer Metaphern und Similes – ein literarischer Hochgenuss, den man nicht versäumen sollte.