Beeindruckende Familiengeschichte

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Ich vergebe selten 5 Sterne, aber dieser Roman hat sie verdient.

Es geht um Karl Winter, der in der Kriegs- und Nachkriegszeit aufgewachsen ist und miterleben musste, wie seine Mutter als "Trümmerfrau" gekämpft hat, um sich und ihre zwei Kinder durchzubringen. Das hat ihn so geprägt, dass er später unermüdlich schuftete um ihr, seiner Frau und seinen drei Kindern ein sorgenfreies Leben zu bieten. Zum Wohlstand hat er es gebracht, jedoch auf Kosten eines geregelten Familienlebens.

Und es geht um Caro, die "Prinzessin" ihres Vaters, überaus behütet aufgewachsen, die zwar mit Geschenken überhäuft wurde aber sich von ihrem Vater nicht wirklich ernstgenommen fühlte und seine Anwesenheit oft schmerzlich vermisste. Sie hat Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein, bricht ihr Architekturstudium ab und ihre Ehe scheitert wegen zunehmendem Alkoholmißbrauch. Erst ein schwerer Autounfall bringt die Wende. Ihr Vater bricht den Kontakt ab und unterstützt sie nicht mehr finanziell, so dass sie nun als alleinerziehende Mutter auf eigenen Füßen stehen muss.

Inzwischen ist sie trocken, reflektiert ihr bisheriges Leben, ist entsetzt über die Erkenntnis, welche psychische Last sie ihrem kleinen Sohn bisher aufgebürdet hat, sucht aber nach wie vor die Schuld im Verhalten des Vaters. Erst die neue Freundschaft zu der alten Frau Schneiders hilft ihr, Verständnis für das Handeln ihres Vaters aufzubringen. Sie lernt auch, dass s i e ganz allein für ihr eigenes Verhalten verantwortlich ist. Ob sie sich mit ihrem Vater wieder versöhnen kann?

Dieser Roman beginnt 1944 und endet 1916. Er erzählt sehr emotional und warmherzig eine Familiengeschichte, die sich über 70 Jahre erstreckt. Dabei springt die Autorin zwischen den unterschiedlichen Zeiten hin und her, so dass ein deutliches Bild vom Leben des Vaters Karl und seiner Tochter Caro entsteht. Geschickt wird dabei oft in dem vorangegangenen Kapitel mit ein bis zwei Sätzen eine Überleitung geschaffen in die zurückliegenden Jahre, so dass ein flüssiger Schreibstil entstanden ist.
Beide Protagonisten sind mir sehr sympathisch trotz der vielen Schwächen, die sie haben.

Eine sehr interessante und lesenswerte Geschichte die zum Nachdenken anregt.