Emanzipation vom Vater

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
joanbowe Avatar

Von

Caro versucht ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Sie ist 44, geschieden und trockene Alkoholikerin. Sie hat ein abgebrochenes Architekturstudium hinter sich und war in ihrem Leben nie mehr als repräsentative Ehefrau, gehätschelte Tochter und alkoholabhängig.
Seit ihrem Unfall im Suff vor einem Jahr hat sich ihr Vater von ihr losgesagt und zum ersten Mal im Leben muss Caro auf eigenen Beinen stehen.
Sie hat den Entzug geschafft und muss sich selbst nun neu erfinden. Dabei hilft ihr Jakob, den sie in der Klinik kennen und lieben gelernt hat.
Die einzelnen Kapitel des Buches springen von der Jetztzeit in verschiedene Jahre der Vergangenheit und wieder zurück und zeichnen so nach und nach ein Bild von Caros Familie.
Patriarch in diesem Familienkosmos ist der Vater, der als Junge Furchtbares im Krieg erlebt hat und für den das Wichtigste war, dass seine Mutter und Schwester und später die Ehefrau nie wieder hungern und Leid erleben mussten. Dafür hat er geschuftet und sich vom einfachen Arbeiter zum Inhaber einer angesehenen Firma hochgearbeitet.
Seine Tochter liebte er über alles, behütete sie, überschüttete sie mit Fürsorge, aber ließ sie nie selbstständig werden.
Die beiden Söhne haben die Berufe ergriffen, die ihr Vater für sie vorgesehen hatte, ihre eigenen Wünsche kamen nicht zur Sprache.
In der heilen Familienwelt wurde nicht diskutiert, nicht hinterfragt. Die schöne Fassade war wichtig.
Mit viel Verständnis rollt die Autorin Caros Familiengeschichte auf und es wird klar, wie es zu Caros Absturz kommen konnte.
Aber Caro wird es schaffen, auch die Aussöhnung mit ihrem Vater.
Das Buch liest sich leicht, die Geschichte ist schlüssig erzählt, die Sprünge zwischen den Zeiten steigern das Lesevergnügen.
Einen Spannungsbogen gibt es dagegen nicht wirklich, die Erzählung plätschert eher dahin und frühzeitig ist klar, wie alles ausgehen wird.
Ich habe das Buch aus der Hand gelegt mit dem Gefühl, recht gut unterhalten worden zu sein, aber ohne bleibenden Eindruck.
Und übrigens hat sich mir der Buchtitel immer noch nicht erschlossen. Was hat der mit dem Text zu tun?