Schöne, unaufgeregte Geschichte über die Belastungen, die eine Familie über Generationen mit sich herumträgt

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soetom Avatar

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„Was liest du denn da?“, fragte mich irgendwann meine Frau, „Das ist doch gar nicht dein Genre!“
Stimmt – sonst habe ich eher einen Krimi oder Sciencefiction in der Hand. Aber auch die leben in der Regel ja nicht (nur) von ausgeklügelten Verbrechen oder spannenden Zukunftsvisionen, sondern von den Erlebnissen von Menschen vor diesem Hintergrund. Dieses Buch auch!

Insbesondere weil die Geschichte einer Familie im Dritten Reich (die Erlebnisse und Handlungen des Vaters und Urgroßvaters) eine wichtige Rolle spielen, ist das Buch angenehm unaufgeregt. Genauso sind die Schilderungen der Alkoholsucht der „Heldin“ - obwohl es zum Teil zu wirklichen Exzessen kommt.
Erzählt werden vor allem die Empfindungen der Charaktere – ohne erhobenen Zeigefinger eines allwissenden Erzählers – höchstens wird geschildert, wie handelnde Personen über andere urteilen. Dem Leser bleibt dann selbst überlassen, wie er urteilen will.

An einigen Stellen fand ich es schade, dass ich den Sprachstil etwas hölzern fand. Allerdings blieben alle Charaktere immer plastisch. Und das Buch lebt vor allem von dem, was NICHT im Text steht. Es ziehen sich durch das ganze Buch Dinge, die nicht zu ende erzählt, nur angedeutet und der Fantasie des Lesers überlassen werden. Das macht das Buch dann am Ende doch recht spannend und ist gar nicht mehr so weit weg von dem, was ich sonst so lese.

Es ist ein angenehm ruhiges Buch zum Nachdenken – über die Charaktere, aber auch über sich selber.