Schwierige Versöhnung

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Das Cover ziert ein fröhliches Vater/Tochterbild, das mir sehr gefällt. Den Titel finde ich nicht so gelungen, eigentlich fehlt der Vater nicht nur sonntags. Das Buch war gut geschrieben und las sich leicht und flüssig. Es umfaßt eine lange Zeitspanne hin zum Zweiten Weltkrieg (manchmal sogar bis zum Ersten Weltkrieg) bis in die heutige Zeit. Im wesentlichen geht es um die Protagonistin Caro, die behütet mit ihren Eltern und zwei älteren Brüdern aufwächst. Caro kann sich nicht so recht entfalten. Sie ist die Prinzessin ihres Vaters, der ihr alle Hindernisse aus dem Weg räumt und sie auf Händen trägt. Sie kann keine eigenen Stärken entwickeln und verfällt dem Alkohol. Obwohl sie verheiratet ist und ein Kind hat, rettet sie sich immer wieder in den Alkohol und baut einen Unfall, indem sie auf einem Friedhof ausgerechnet den Grabstein ihrer Großmutter, dem geliebten Mutterle ihres Vaters, umfährt. Damit entzieht der Vater ihr jede Unterstützung und bricht den Kontakt zu ihr ab. In ihrer weiteren Entwicklung und durch eine Entziehungskur lernt sie einige Menschen kennen, die ihr ein neues Lebensgefühl vermitteln. Was ihr auf der Seele liegt, ist die Versöhnung mit ihrem Vater, die während der Goldenen Hochzeit der Eltern stattfinden soll.

In vielen Kapiteln aus verschiedenen Zeiten, die jedoch durch Jahreszahlen gekennzeichnet sind, was sehr hilfreich ist, lernt der Leser viel über den Vater und dessen Eltern kennen und entwickelt Verständnis für dessen Denken und Handeln. Er hat seine Tochter über alle Maßen verwöhnt, weil er durch den Krieg gelernt hat, in schweren Zeiten für seine Mutter und seine Schwester zu sorgen. Er wollte seiner Frau und seiner Tochter ein leichteres Leben bereiten.

Es fällt nicht schwer, sich mit den Gedanken des Vaters vertraut zu machen, wohingegen Caro als verzogenes Kind sehr lange braucht, um zu begreifen, daß jeder für sich selbst verantwortlich ist und daß sie vor allem für ihren Sohn Verantwortung zu tragen hat.

Das Buch widmet einen großen Teil den Kriegserinnerungen des Vaters, aber es gibt leider keinen Aufschluß darüber, wie er das Jahr seit dem Bruch mit seiner Tochter verkraftet hat. Leider ist das Buch dann auch ganz schnell zu Ende. Von der Versöhnung von Vater und Tochter ist nichts zu erfahren. Schade. Hier hätte ich mir einen emotionaleren Abschluß gewünscht.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung, weil das Buch aufzeigt, welche Probleme zwischen den Familienangehörigen entstehen, wenn sie über die wichtigsten Dinge, die sie berühren und bewegen, nicht miteinander reden.