Ich beginne zu glauben...

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...dass es eher die englischsprachigen Krimi/ Thriller sind, die mir nicht gefallen. Nun schon der zweite deutsche und wieder bin ich sehr positiv überrascht, wie gut mir die Leseprobe gefallen hat.

Den Einstieg leistet Drvenkar (Kein Pseudonym? Super!) mit einem Mord, der in der Du-Perspektive beschrieben wird. Der Mörder scheint in der Vergangenheit gelitten zu haben, so sehr, dass er sich zwar rächen will (und er plant alles akribisch genau), aber irgendwie nicht in sich selbst ist. Später spricht er von sich als "Ich", was in diesem Teil fehlt. Er sieht, tut und beschreibt distanziert, eben von weitem, von "Du", als wäre das jemand anderer.
Ehrlich gesagt, musste ich mich erst einmal mit dieser Perspektive anfreunden. Sie liest sich sehr befremdlich, dennoch schafft es der Autor, sie sehr leserlich zu gestalten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, etwas Vernünftiges in "Du" aufs Papier zu bringen.

Wir lernen dann Kris kennen, der wie ich Berliner ist, studiert hat, einen ähnlichen "Beruf" ergriffen hat, unsanft gefeuert wird und auch seine Ansichten mit mir teilt. Schade nur, dass er ein Mann ist. Aber vielleicht ist er noch zu haben?
Ich-Perspektive lese ich sehr gern und Drvenkar beweist, dass er sehr viel von der deutschen Sprache versteht. Das gefiel mir unheimlich gut. Ebenfalls mein Gefallen findet die Umgebung, in der das Geschehen spielt. Es ist seltsam und doch schön von Orten zu lesen, an denen man selbst schon gewesen ist. Eben nicht nur New York oder wo auch sonst immer die meisten Thriller spielen. Drvenkar beweist, dass durchaus auch Berlin eine Welthauptstadt sein kann (von der Autoren schreiben und sei es auch in einem eher unschönen Zusammenhang), wie es gewisse Prominente den Bürgern schon seit langem glaubhaft machen wollen. Denn selbst viele deutsche Autoren schrecken oft vor deutschen Schauplätzen zurück.

Auf Tamara bin ich sehr gespannt, denn als weiblicher Leser sind es meist die Frauen, die in den eigenen Fokus geraten. Mag ich sie? Hasse ich sie? Gleicht sie mir oder eher nicht? Auf den ersten Blick scheint sie herrlich verpeilt zu sein. Oder eben eine Frau der Umstände. Kenne ich gut.

Ich muss sagen, dass ich, trotz des Genres, das für gewöhnlich nicht unbedingt zu meinen Favoriten zählt, wissen möchte wie es weitergeht.


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