4 Freunde müsst ihr sein ....

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Die Brüder Wolf und Kris und die beiden Frauen Tamara und Frauke kennen sich schon aus der Schulzeit, haben sich aber trotzdem aus den Augen verloren. Als nun Kris seinen Job verliert, kreuzen sich die Pfade der 4 jungen Leute wieder und sie beschließen, das zu ihrem Beruf zu machen, was sie am Besten können: Sich zu entschuldigen. Unter dem Agenturnamen „Sorry“ firmieren die 4 nun und das Geschäft läuft gut. Firmen engagieren sie, um ihr Gewissen zu erleichtern. Kris und Wolf überbringen so geschassten Mitarbeiter Entschuldigungen der Firmen, die für ein persönliches Kündigungsgespräch zu feige waren. Doch eines Tages ereilt „Sorry“ ein verhängnisvoller Anruf eines gewissen Lars Meybach, der die sie engagiert, um sich bei einer Frau in Kreuzberg zu entschuldigen. Als sie die Frau nun aufsuchen finden sie nur eine Leiche, die an die Wand genagelt wurde, und einen Zettel mit weiteren Aufforderungen, die zu einem gefährlichen Spiel werden.

Der neue Roman des gebürtigen Kroaten Zoran Drvenkar ist ein verstörender und dunkler Thriller, der den Leser tief in seine Seiten und in die Psyche der Protagonisten hinab tauchen lässt. Der Leser nimmt hierbei die Rolle des Psychopathen Lars Meybach ein, ein Charakter mit einem düsteren Geheimnis. Drvenkar versteht es, die gefährliche Eigendynamik zu schildern, die sich aus dem perfiden Spiel mit dem Mörder entwickelt. Die Beweggründe und Gefühle der einzelnen Protagonisten werden gut wiedergegeben und er zeigt unerbittlich, wie schnell Misstrauen und Hass sich bei den Freunden einschleichen.

Gewöhnungsbedürftig an diesem Buch dürften die vielen Sprünge zwischen den einzelnen Personen sein, da die Perspektive zwischen den Charakteren alle 3 bis 4 Seiten wechselt. Auch die gewählte Erzählzeit Präsens dürfte zunächst einmal irritieren, auch wenn sie die Handlung unwahrscheinlich beschleunigt. Die wörtlich Rede wird in diesem Buch nicht wie gewöhnlich in Anführungszeichen wiedergegeben sonder steht einfach abgegrenzt durch einen Gedankenstrich, was manchmal dafür sorgt, dass man weiterliest bevor man realisiert, dass die Rede schon zu Ende ist und der Autor nun wieder mit Schilderungen fortfährt. Was einige Konzentration erfordert ist die komplexe Verknüpfung der Protagonisten untereinander, da das Buch in 8 Abschnitte gegliedert ist, die sich wiederum in die Abschnitte Davor, Danach und dann wiederum in Kapitel mit den Namen der Handelnden unterteilt. Für die Länge von etwa 400 Seiten ist dieses Buch damit schon sehr vollgepackt, was die Kapitel betrifft.

Nichtsdestotrotz ist das Buch sehr spannend und verstörend. Es zehrt von der Firmenidee einer Entschuldigungsagentur und den möglicherweise verbundenen Problemen und die daraus resultierende Folgen für die einzelnen Beteiligten. Was wäre wenn …. Dieses Gedankenspiel spinnt Drvenkar und er versteht es den Leser unmittelbar an sich zu binden, da er ihn immer mit der DU-Form anspricht und ihm so sein Verhalten als Mörder vor Augen führt. Die Rückblenden sind gekonnt eingesetzt und das Buch jagt von einem Höhepunkt zum Nächsten. Auch wenn die Tatsache, dass der Leser in diesem Buch ein Mörder ist, vielen nicht gefallen dürfte, so übt sie dennoch einen besonderen Reiz auf ihn aus, da man einmal das sein darf, was man normalerweise nie tun würde. Auch das Ende des Buches ist gut gelungen, da die vorher manchem vielleicht wirr erscheinenden Handlungsstränge nun logisch zusammengeführt werden und auf dem  Höhepunkt zusammentreffen.

Fazit: Ein Thriller, der das Prädikat „Psychothriller“ verdient hat! Der Autor schafft es plastisch, das Böse in allen Charakteren zu entfesseln und die Dynamik, die alle Protagonisten erfasst, eindrucksvoll zu schildern.