Brillant, einfach nur brillant

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sillesoeren Avatar

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27. Februar 2009: Meine erste Reaktion:

Ein solch grauenvoller, packender und atemberaubender Thriller ist mir lange nicht mehr untergekommen. Ich war von ihm so gepackt, dass ich fast das Packen für meine Reise versäumt habe, selbst bei der Hunderunde und auf der Toilette hatte ich das Buch in der Hand.

Leider muss ich in wenigen Minuten los, wenn ich pünktlich in Tunesien ankommen will. Eine ausführliche Rezi folgt in gut drei Wochen. Hier und jetzt wollte ich nur sagen, dass ich es fertig gelesen habe und eine 5-Sterne-Rückmeldung geben - das Buch ist umwerfend!

27. März 2009: Nun folgt die versprochene ausführlichere Rezension:

Diesem Buch nähert man sich besser mit großer Vorsicht und in einem Zustand vollkommener Angstlosigkeit. Obwohl ich aus der Leseprobe schon wusste, was mich wohl erwarten würde, ließ die rote Banderole alle Alarmglocken in mir schrillen. Sofort erinnerte ich mich in erschreckend klaren Bildern an die Leseprobe, an den brutalen Mord an einer Frau und an einen 9jährigen Jungen vor einer Fototapete, dem etwas Fürchterliches angetan worden war und davon auch noch ein Foto gemacht wurde. Wer war es? Was war es? War die Ermordete aktive Täterin oder Mitläuferin? Was hat diese Agentur damit zu tun, die sich für andere entschuldigt, wenn das schlechte Gewissen drückt, man selbst aber nicht den Mut hat, um Entschuldigung zu bitten? Diese Story zog mich vollkommen in ihren Bann, ich schleppte das Buch überall mit hin, selbst Rotphasen an Ampeln und Hunderunden wurden genutzt, um weiter zu verfolgen, wie sich alles zuspitzte.

Der Autor fesselte mich zudem mit seinem Schreibstil. Kapitelüberschriften wie „davor“, „du“ und „danach“ waren verwirrend und anregend zugleich. Gespräche wurden zwar in wörtlicher Rede, aber ohne Anführungszeichen wiedergegeben. Beides bringt den Leser dazu, das Buch hoch konzentriert zu lesen, will er nicht den Faden verlieren oder einen Gesprächsbeitrag der falschen Person zuordnen. Besonders die direkte Anrede mit "du" zog mich sofort tief in das Geschehen, ich konnte die handelnden Personen förmlich vor mir sehen, das Erbrochene riechen und die Hammerschläge hören. Diese Anrede machte mich neugierig: Wer wird mit dem „du“ angesprochen? Ist es der Leser? Oder der Täter? Oder wird der Leser während der Romanhandlung zum Täter?

Dieses Buch kann als Kriterium dafür genommen werden, ob jemand wirklich Thriller mag. Ist es zu hart, sollte man bei der Angabe des Lieblings-Genres wohl besser „Krimi“ als „Thriller“ angeben.

Mein Fazit: im Jahr 2009 ist dies bislang der beste Thriller, den ich gelesen habe. Er liefert alles, was einen guten Thriller ausmacht: gelungene Ausgangssituation, nachvollziehbarer Plot, lebensnahe Protagonisten, packende Handlung, nervöses Flattern im Bauch, Einschlafstörungen, überdeutliche Erinnerungen an einzelne Szenen auch Wochen nach der Lektüre. Brillant!